Wandern mit kleinem Kind im Winter – ehrlich gesagt, habe ich mich die letzten zwei Jahre etwas gedrückt diesen Beitrag zu verfassen, weil ich es schwierig finde, das zu vereinheitlichen. Da ich aber einige Anfragen erhalten habe und meine Tipps immer per Mail oder persönlicher Nachricht geschrieben habe, versuche ich mich nun doch an einem Beitrag, der auf meinen persönlichen Erfahrungen beruht.
Der folgende Beitrag zum Thema Wandern mit kleinem Kind und die damit verbundene Kleiderwahl enthält unbezahlte und unbeauftragte Werbung. Ich spreche hier lediglich von meinen Erfahrungen mit meinen selbst bezahlten Produkten!
Für mich der wichtigste Punkt: In eisiger Kälte und ohne Sonnenschein gehe ich persönlich nicht mit meinen kleinen Kindern (eins unter einem Jahr und eins unter drei Jahren) wandern. Die Gefahr der Unterkühlung ist mir für die Kleinen, die noch nicht alles selbstständig laufen und sich so warm halten können, einfach zu groß. Auch ist es in luftiger Höhe, die man beim Wandern sehr schnell erreicht, um einiges kälter und windiger als unten im Tal. Wir gehen nur bei einigen Plusgraden und Sonnenschein wandern, zudem zeitlich kürzer als im Sommer, wie beispielsweise hier in Riefensberg.

Bedenke: Auch wenn DIR warm ist, du bewegst dich und du hast einen anderen Stoffwechsel als dein kleines Kind. Dein Kind sitzt womöglich die ganze Wanderung über in der Kraxe ohne Bewegung, hier kann es für dein Kind schnell zu kalt und im schlimmsten Fall zu einer Unterkühlung kommen.
Inhalt
Wintersport mit Baby in der Trage
Ich kann beim besten Willen die Leute nicht verstehen, die Wintersport wie Langlaufen mit ihrem Kind auf dem Rücken betreiben. Sowas ist in meinen Augen grob fahrlässig. Nicht nur, dass die Verletzungsgefahr extrem hoch ist, wenn man stürzt und auf das Kind fällt, auch wird es bei sportlichen Aktivitäten sehr schnell sehr warm und so unterschätzt man die Kälte enorm. Immer wieder gibt es Fälle, bei denen Kinder/Babys Erfrierungen an ihren Fingern und Zehen davon tragen. Ich empfehle daher, auf den Wintersport mit Baby in der Trage zu verzichten!
Tipps für die kalten Tage mit kleinem Kind und Baby
- Kleide dein Kind (und dich selbst) im Zwiebellook. Mehrere Schichten dünner Kleidung wirken isolierend, da sich zwischen ihnen ein Luftpolster bilden kann. Außerdem kann so schnell eine Schicht abgelegt werden, sollte es dem Kind zu warm werden. Ein Langarmbody und eine Strumpfhose bilden hierbei immer die erste Schicht. Da sich kleine Kinder nicht so viel bewegen wie du, ziehe deinem Kind als Faustregel immer eine Schicht mehr an, als du selbst trägst.
- Trage dein Baby wenn möglich an deinem Körper, insbesondere bei Minusgraden. Hierzu stehen dir Tragecover* oder Tragejacken* (wobei ich persönlich die von Mamalila habe) zur Verfügung. Trägst du dein Kind an deinem Körper, so ist hier die Faustregel, eine Kleiderschicht weniger anziehen, als wenn du dein Kind nicht an deinem Körper trägst. Im Gegensatz zu oben erwähnt, wärmst du dein Kind durch deine Körperwärme zusätzlich. Im Zweifelsfall lieber dicker einpacken und in regelmäßigen Abständen die Temperatur kontrollieren. Sollte es deinem Kind zu warm sein, ist dank des Zwiebelloks schnell eine Schicht ausgezogen oder deine Jacke (ein Stück weit) geöffnet.
- Am besten trägst du das Kind sogar vor dem Bauch, denn so ist das Gesicht noch besser vor Wind und Wetter geschützt und du hast dein Kind besser im Blick.
- Alles was “raus guckt“, muss extra geschützt werden. Eine Wollmütze (mit Bündchen gegen das Verrutschen), ein Schal oder noch besser eine Schlupfmütze, Handschuhe (am besten Fäustlinge), warme Schuhe oder Booties* bzw. dicke Wollsocken für den Tragling sind ein Muss. Auch kannst du zusätzlich Stulpen über die Hose ziehen. Achte unbedingt darauf, dass nichts auf dem Gesicht liegt, wie der Schal; die Atemwege des Kindes müssen stets frei sein.
- Kontrolliere regelmäßig die Körpertemperatur deines Kindes, am besten im Nacken. Aber auch Füßchen und Fingerchen sollten regelmäßig kontrolliert werden. So spürst du gleich, ob dein Kind schwitzt oder friert.
- Ist dein Kind der Trage entwachsen oder hast du keine Möglichkeit dein Kind unter einer gemeinsamen Jacke zu tragen, so empfehle ich einen Wollwalkoverall. Die Kräuselung und Verfilzung des Overalls aus Schurwolle macht ihn noch wärmer, da die Körperwärme langsamer entweichen kann. Zudem ist es temperaturausgleichend.
- Unternimm Wanderungen und Spaziergänge mit dem Kinderwagen und statte diesen mit einem warmen Fußsack aus. In die Babywanne des Kinderwagens kannst du ein Lammfell legen. Außerdem kann eine Decke über dein Kind bzw. über die Beine gelegt werden. Achte aber auf jeden Fall darauf, dass es nicht zu einem Hitzestau kommt!
- Benutze eine Fettcreme für das Gesicht. Ich benutze hier den Calendula Wind & Wetter Balsam von Weleda. So ist die sensible Haut der Kleinen vor kalter Luft geschützt.
- In die Kraxe und auf den Schlitten legen wir zudem ein Lammfell, so wird die Körperwärme zusätzlich “gestaut”.
- Warme Getränke halten bei längerem Aufenthalt im Freien warm und die Laune oben. Auch ist ein Aufwärmen in Hütten bei Wanderungen immer sehr empfehlenswert.
- Eine extra (Strick-) Jacke und/oder eine Decke, die über die Beine im Schlitten oder der Kraxe gezogen werden kann ist unerlässlich.

Ich habe einen ähnlichen Wollwalkoverall im Einsatz bei Kind 2, allerdings hat unserer, anders wie dieser (leider!) kein Futter im Nackenbereich*:
Noch ein paar Zeilen zum Schluss zum Wandern mit kleinem Kind im Winter
Wie oben erwähnt, empfehle ich einen Wollwalkoverall für die Kleinsten. Dieser ist meist schon ab Größe 50-56 erhältlich und die Investition lohnt sich. Allerdings geht die Größe meist nur bis 92, denn in diesem Alter sind die Kinder mobiler. Zwar ist der Wolloverall wasserabweisend, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Eine lange Schneeballschlacht würde der Overall wohl nicht stand halten. Ein riesengroßer Vorteil gegenüber gefütterten Schneeanzügen ist, dass ein Wolloverall beim Sitzen in der Kraxe nicht “plattgedrückt” wird. Bei gefütterten Overalls kann so die isolierende Schicht an dieser Sitzstelle verloren gehen und der Overall ist dann nicht mehr so wärmend, wie er sein sollte. Das passiert dir mit einem Wolloverall nicht. Allerdings sollte man einen Wollwalkoverall am besten nie oder höchst selten und schonend waschen, mit Spuckkindern wird das allerdings schwer (ich spreche aus Erfahrung…).

Geht ein Wind?
Die wichtigste Frage, bevor ihr euch ins Abenteuer stürzt ist tatsächlich, ob ein Wind geht. Es kann noch so sonnig sein, bläst ein eisiger Wind, wird einem schnell kalt, auch bei Bewegung. Ob euch also warm bleibt, liegt insbesondere daran, was ihr unter der Jacke/Overall/Schneeanzug tragt. Auch hier gilt das Zwiebelprinzip und am besten auf Wolle (nicht Baumwolle) zu setzen. Die meisten Wolloveralls sind nicht gefüttert und bieten so keinen ausreichenden Schutz vor Wind. Es gilt also, von “unten herauf” zu wärmen.
Drunter und drüber
Die erste Schicht, die direkt am Körper anliegt, ist mit die wichtigste. Ich empfehle einen Langarmbody, am besten aus Wolle oder einem Wolle-/Seidegemisch. Darüber ein dünnes Langarmshirt, dass bei Bedarf ausgezogen werden kann. Zum guten Schluss ein dicker Pulli. An die Beine gibt es eine Strumpfhose, eine Leggings und dicke (Woll-)Socken und dann natürlich der Wolloverall oder Schneeanzug über´s ganze Kind. (Schlupf-) Mütze, Schal, Handschuhe, Schuhe natürlich nicht vergessen.
Regelmäßige Temperaturkontrolle
Gerade bei sehr kleinen Kindern ist das Verhältnis der Hautoberfläche zum Körpervolumen sehr viel größer, soll heißen, Kinder kühlen schneller aus. Daher ist es unerlässlich, regelmäßig Hände, Füße und die Körpertemperatur im Nackenbereich zu kontrollieren.
Bewegung
Kann dein Kind schon laufen, dann lass es sich so oft wie möglich bewegen. Das macht warm, regt die Durchblutung an und hilft gegen Langeweile.
Erfahrung
So lapidar es klingt, so wichtig ist dieser Punkt. Du kennst dein Kind am besten und kannst seine Belange am besten einschätzen. Jedes Kind ist individuell. Das eine Kind friert schneller, dem anderen Kind ist es schnell zu warm. Probiert es vor eurer geplanten Wanderung bei kleineren Spaziergängen einfach aus und nehmt eine extra (Strick-) Jacke und Decke mit, falls es doch zu kalt werden sollte.

Windelwechsel im Kalten
Bedenke dass du dein Kind im Zweifelsfall im Kalten wickeln musst. Nimm also auf jeden Fall eine Wickelunterlage mit. Die Windelpants sind eine super Sache, allerdings müsstest du unterwegs die Hosen komplett ausziehen und womöglich auch die Schuhe. Im Sommer mag das okay sein, im Kalten aber nicht zu empfehlen. Mittlerweile bin ich recht sicher darin, die Kinder im Stehen zu wickeln, so müssen sie sich nicht hinlegen und die Windel ist schnell angelegt. Probiere es zu Hause einfach mal aus, sobald dein Kind stehen kann.
Welche Tipps sind für euch am wichtigsten? Was habe ich vergessen? Schreibt es mir gerne in die Kommentare. Ich wünsche euch sehr viel Spaß beim Wandern mit kleinem Kind im Winter 🙂
Weiterführende Links
- Einen tollen Artikel für größere Kinder im Winter habe ich bei Sue von Gipfelfamilie.de gefunden: Winterwandern mit Kindern
- Hier gibt es Wollklamotten mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis, wo auch wir unsere Sachen beziehen: finkhof.de
- Quelle: Kinderzeit-Bremen
Transparenz:
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