Zur Abwechslung schreibe ich heute einmal über keine Wanderung sondern über einen Ausflug zur Burgruine Ratzenried. Nicht weniger schön, nicht weniger abwechslungsreich, nur nicht ganz so anstrengend wie eine Wanderung in den Bergen.
Werden die Alpen jemals wieder schneefrei sein in diesem Jahr? Es gab vor kurzem erneut einen kleinen Wintereinbruch und es schneite bis zu uns hinab auf gut 600 Metern Höhe. In den Bergen kam der Schnee natürlich in deutlich größerer Menge. Braucht man das Anfang April wirklich noch mal? Aber der April macht eben was er will und ich wurde von Petrus nicht gefragt.
Wir jedenfalls wollten an diesem Wochenende einen großen Bogen um den Schnee machen und entschieden uns, “nur” einen kleinen Ausflug zur nahe gelegenen Burgruine in Ratzenried zu machen. Seltsam, so nah der Ort ist, so wenig wusste ich von dieser Ruine.
Inhalt
Die versteckte Burg
Zur Burgruine führt zunächst eine unscheinbare kleine Straße, bei der man permanent hofft, es möge einem kein Auto entgegen kommen. Oben angelangt befindet sich ein kleiner kostenfreier Parkplatz. Ein Schild weist den Weg zur Ruine. Es sind nur etwa 10 Gehminuten, bis man rechts abbiegen muss und vor einem großen Eisentor steht. Hier geht die Wegbeschaffenheit von Asphalt in einen Kiesweg über. Vor dem Tor stehend kann man bereits Teile der alten Ruine sehen.
Eine kurze Steigung später steht man bereits mitten drin in der mittelalterlichen Festung. Sofort fühlt es sich anders an, mystisch vielleicht. Vermutlich bloße Einbildung und dennoch faszinierend. Welche Menschen hatten hier gelebt? Wie sah die Burg vor ihrer Zerstörung aus? Ich liebe es, die Fantasie spielen zu lassen.
Die Burg stammt aus dem 12. Jahrhundert. Um 1500 wurde sie von dem Mitinhaber einer Ravensburger Handelsgesellschaft, Jos Humpiß, grundlegend renoviert und ausgebaut, so dass hier die „größte Dienstmannenburg des Allgäus“ (F. L. Baumann) entstand, welche aus drei Teilen bestand und drei Brücken enthielt.
Die prächtige Burg wurde am 8. Mai 1632 von den Schweden zerstört. Sie “lebte” aber dennoch sozusagen im Dorf Ratzenried weiter, wurden hier doch viele Häuser aus den Baumaterialen der zerstörten Burg erbaut.
Auf Entdeckungsreise der prächtigen Ruine
Am Fuße der Ruine gibt es eine parkähnliche große Wiese, die geradewegs zu einem Picknick einlädt. Auch stehen hier Parkbänke bereit. Ein Waldweg führt einmal komplett um die Burg herum, welcher gut mir dem Kinderwagen befahrbar ist.
Möchte man sich jedoch die Ruine selbst genauer anschauen, so muss man dies ohne den Kinderwagen tun. Da nur ein ganz schmaler, steiler Weg hinauf führt, ließen wir den Kinderwagen unten stehen und trugen unseren Sohn mitsamt der Wickeltasche nach oben.
Oben angekommen gibt es viel zu entdecken. Große Bäume spenden viel Schatten und machen den Platz noch schöner, als er ohnehin schon ist. Es kann in einen offenen Turm hineinspaziert werden und auch in das Innere der Burg kann geschaut werden. Vielleicht entdeckt man ja das ein oder andere geheime Zimmer darin.
Dieser Ort bieten Platz zum Toben und Entdecken und eine herrliche Aussicht über die Bäume hinweg, umrahmt von den Burgmauern. Zum Abschluss liefen wir einmal um die Burg herum, um am Ausgangspunkt, dem großen Eisentor wieder anzukommen.
Ausflug mit kleiner Wanderung
Unweit der Burgruine liegt scheinbar ein großer Weiher und wir entschieden uns, diesen einmal anzuschauen. Gleich die nächste Möglichkeit rechts eingebogen, führt ein Waldweg zum Weiher. Leider nahm unsere kleine Wanderung ein jähes Ende.
Auch hier, wie in so vielen anderen Waldabschnitten, hatte der Schneebruch zugeschlagen und der Weg wurde von mindestens vier Bäumen versperrt. Selbst ein Hinübersteigen oder Umlaufen war aussichtslos. So mussten wir leider wieder umkehren und ich kann nicht sagen, ob sich der Weg zum Weiher lohnt.
Es gibt auch noch einen anderen Weg, dieser führt von der Ruine aus nach rechts und dann ein Stück geradeaus. Er führt über Wiesen. Da hier allerdings der Duft des Eau de Gülle in der Luft lag und wir mit beiden Füßen in Kuhausscheidungen standen, drehten wir auch hier um. Es sollte einfach nicht sein.
Hätte der Weg zum Weiher geklappt, hätte die Tour zu einem Rundweg ausgebaut werden können.
Die Heilsame Linde
Statt dessen machten wir uns direkt auf den Weg zur Heilsamen Linde auf dem Weg, auf dem wir gekommen waren. Auch von dieser Linde hatte ich noch nie etwas gehört, bis ich vor geraumer Zeit durch Zufall einmal etwas von ihr in der Zeitung gelesen hatte.
Um zu ihr zu gelangen, mussten wir nur am Parkplatz vorbei und die kleine Straße hinunterlaufen, auf der wir gekommen waren. Am Ende der Straße die Kreuzung überqueren und entlang eines weiteren Weihers laufen. Auf der Straße lagen leider viele tote Kröten, da die Krötenwanderung derzeit in vollem Gange war.
Die Heilsame Linde wird mit einem Schild angezeigt. Ich wäre aber vermutlich an ihr vorbeimarschiert, hätte mich mein Mann nicht darauf hingewiesen, dass wir bereits am Ziel angekommen waren.
Dabei ist diese Linde alles andere als unscheinbar. Mit einem Stammdurchmesser von 9,5 Metern (!) steht diese Linde in voller Pracht am Rande eines Waldwegs. In der Mitte des Stammes ragt ein großes Loch. Der Überlieferung zu Folge, werden Krankheiten abgestreift, sobald man durch die Linde hindurch geht. Das haben wir natürlich ausprobiert. Mein Sohn schlief zwar in seinem Kinderwagen, aber der Rest der Familie schlüpfte hindurch. Vielleicht hilft es ja, Wehwehchen und Zipperlein hat ja schließlich jeder. Und dem Glauben sind ja bekanntlich keine Grenzen gesetzt.
Nachdem wir einige Fotos geschossen hatten, machten wir uns wieder auf den Rückweg. Zwar war es diesmal keine Wanderung, aber dieser Ausflug ist wirklich lohnenswert!
Fazit
Ein Ausflugsziel mit historischem Hintergrund. Von satten Wiesen fürs Picknick, über einen schönen Ausblick, bis zu Entdeckungen für die Kleinen ist hier alles geboten. Wer den Ausflug etwas “pimpen” möchte, der kann die beiden Weiher und die Heilsame Linde besuchen. Letztere ist ein Besuch in jedem Fall wert.
ZDF (Zahlen, Daten, Fakten)
- Entfernung: ca. 2,6 Kilometer
- Dauer: etwa 1 Stunde
- Höhenprofil: 29 m Höhendifferenz
- Anspruch: Leicht
- Geeignet für: Kinderwagen, jedoch nicht direkt an der Burgruine
- Parkplätze: Kostenloser, kleiner Parkplatz vorhanden
- Wegbeschaffenheit: Asphalt-, Kies- und Waldweg, Wiese
- Frequenz: Mittel
- Einkehrmöglichkeiten: keine direkt
- Trinkmöglichkeiten: keine, außer evtl. an den Weihern
- Robidog: keine, an der Ruine stehen aber Mülleimer zur Verfügung
Strecke
Weiterführende Links
- https://www.ratzenried.de/index.php/burgruine.html
- https://www.ratzenried.de/index.php/Naturdenkmal.html
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