Diese Familienwanderung zum Eishof im Vinschgau hat alles zu bieten, was sich kleine und große, zwei- wie auch vierbeinige Wanderer erhoffen: Viele Einkehrmöglichkeiten, eine tolle Kulisse und abwechslungsreiche Wege.
Wandern in Südtirol. Jetzt mal ehrlich, wie alt sind wir eigentlich? Wandern war wohl “früher” nur etwas für ältere Leute. Ich habe nach wie vor das Bild eines Mitte Sechzigjährigen vor Augen, der gerne Eukalyptusbonbons schlotzt und mit seinem Holzgestock fröhlich pfeifend die Berge unsicher macht. Mitnichten! Wandern ist so angesagt wie nie, auch und gerade bei der jüngeren Generation. Und das ist alles andere als verwunderlich. Wann kann man der Natur näher sein?
Inhalt
Der Wanderbeginn oder: Fix und fertig auch ganz ohne Wanderung
Was kann es also Schöneres geben, dieses Hobby mit seiner Familie zu teilen? Die Wanderung im Pfossental lädt dazu gerne ein. Das Abenteuer beginnt bereits auf der Straße. Kennt ihr diese typisch engen italienischen Straßen, auf die man sich am liebsten nur mit einem kleinen Fiat Punto traut. Herzlich willkommen, die gibt es hier auch. Vor jeder Kurve gab ich ein kleines Stoßgebet ab, es möge uns kein Auto entgegen kommen. Lächerlich, denn die Straße ist auch für zwei Autos breit genug. Enger geht immer, wie ich zwei Tage später auf dem Weg zum Zirmtalsee feststellen musste.
Tatsächlich kam uns kein anderes Auto entgegen, sehr zu meiner Beruhigung. Trotzdem waren meine Hände nass, als wir oben ankamen. Auf den großen Parkplatz gelangten wir nur gegen Gebühr von 3,80 Euro. Das Ticket kann allerdings gegen ein Getränk im Gasthof Jägerrast eingetauscht werden.
Der Gasthof Jägerrast ist sozusagen auch der Beginn der Wanderung. Nach einer kurzen Ebene geht es direkt ordentlich steil bergauf und wir kamen gut ins Schnaufen. Dieses Teilstück gehört im Übrigen zum 93 Kilometer langen Meraner Höhenweg. Zum Glück führt der Weg sehr bald in den Wald, sodass die Sonne nicht mehr ungehindert auf unseren Kopf scheinen konnte. Sehr idyllisch, denn fast den ganzen Weg begleitet uns das Plätschern des Pfossentalbachs. Wie herrlich entspannend dieses Plätschern doch ist. Und dann passiert es. Und zwar jedes mal: Laufe ich am Fluss entlang, muss ich auf´s Klo. Dringend! Mit der Kraxe auf dem Rücken. Und kein Klo weit und breit. Und Wanderer, die vor und hinter uns liefen. Rettung nahte aber bald, denn auf dem Weg stehen ganze drei Almen bereit. Kaum aus dem Wald heraus, konnten wir auf die Gipfel der Texelgruppe blicken.
Die Rableid Alm
Nach etwa einstündiger Wanderung haben wir uns nicht für die erste Alm, die Mitterkaser Alm, entschieden, sondern sind in der zweiten Alm, der Rableid Alm, eingekehrt. Das Wetter wurde gefühlt mit jedem Schritt etwas schlechter, dunkle Wolken zogen auf und es kühlte merklich ab. Da kam die urige Hütte genau zur richtigen Zeit. Die Alpe ist auf jeden Fall ein Besuch wert und im Innern genauso urig, wie sie von außen wirkt. Die kleine Hubertuskapelle direkt vor der Alpe ist der ganze Stolz der Almbesitzer. Eine große Sonnenterrasse zieht Wanderer magisch an, den hauseigenen Käse zu probieren. Auf Grund der Wetterlage beschlossen wir aber, unsere kleine Pause ins Innere zu verlegen. In dem sehr kleinen Gastraum machten wir es uns mit sieben weiteren Wanderern und neben Maja und Max noch mit drei anderen Hunden bequem. Bei einer Tasse Tee wärmten wir uns auf und zogen uns eine Jacke über. Am Berg ist es wichtig, immer eine Jacke dabei zu haben, am besten eine Regenjacke.
Als wir uns wieder auf den weiteren Weg zum Eishof machten, kamen wir an einer Hinweistafel mit einigen Bilder vorbei, die an die ereignisreiche Nacht des 1. Februar 1986 erinnert. In dieser Nacht fiel die Rableidalm nach tagelangem Schneefall einer Lawine zum Opfer, welche die Alpe komplett zerstörte. Ein Glück, dass sie wieder neu aufgebaut werden konnte und so müden Wanderern eine schöne Unterkunft, übrigens auch mit Übernachtungsmöglichkeiten, bietet. Die Rableidalm ist zudem eine Alpe mit einer langen Geschichte, denn sie wurde bereits 1209 erstmals urkundlich erwähnt.
Auf den Spuren des alten Talwegs
Der weitere Weg führt meist eben erst über eine Holzbrücke und wenig später durch einen schönen, fast ein bisschen verwunschen wirkenden Lärchenwald. Bis zum Wald allerdings ist sehr wenig Schatten gegeben. An sommerlichen Tagen wird es auf diesem Teilabschnitt sehr heiß. Sehr beeindruckend waren definitiv die riesigen 3000-er Berge um uns herum. Sie kamen uns erst gar nicht so hoch vor, allerdings befanden wir uns ja bereits auf 2000 Metern Höhe.
Der Fahrweg führte uns schließlich zum Ziel unserer Wanderung, dem Eishof auf 2076 Metern. Auch der Eishof ist eine Alpe mit Geschichte. So wurde er im Mittelalter um 1290 das erste Mal urkundlich erwähnt. Wir wurden herzlich im Eishof begrüßt. Da es weiterhin recht kühl war, entschieden wir uns, im Innern zu essen. Der Kleine und sein Vater verabschiedeten sich kurz nach draußen auf den kleinen Spielplatz vor der Alpe. Das Essen hier ist ein Traum und auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Als wir nach unserer Pause wieder aufbrachen, regnete es bereits leicht und dass, obwohl es unten im Tal und auch bei uns zu Hause in Süddeutschland hochsommerliche Temperaturen hatte.
Da es sich bei der Wanderung zum Eishof im Pfossental leider um keinen Rundweg handelt, gingen wir den gleichen Weg wieder zurück, wie wir gekommen waren. Dieser Wanderweg ist zwar als kinderwagengeeignet gekennzeichnet, ich persönlich war aber froh, dass wir uns für die Kraxe entschieden hatten. Zwar lässt die Wegbeschaffenheit es sicher zu, diese Wanderung mit dem Kinderwagen zu unternehmen, allerdings ist es stellenweise recht steil und große Steine mitten am Weg machen die Wanderung nicht leicht. Respekt an alle, die die Tour mit dem Kinderwagen machen, für mich wäre es nichts gewesen! Unten verlinke ich den Erfahrungsbericht von Wandersüchtig, die den Weg mit Kinderwagen gewagt haben.
Fazit
Die Wanderung zum Eishof im Pfossental in Südtirol bietet wirklich schöne Ausblicke auf Land und Berge. Ein idyllisches Gebimmel der Ziegenglocken ist im Hintergrund zu hören und wer Glück hat, kann auch ein paar Ziegen entdecken. Der Weg hält zu Beginn einen recht knackigen Aufstieg bereit, der weitere Weg ist nicht mehr allzu anspruchsvoll, jedoch ist eine gewisse Kondition definitiv angebracht. Wer mit dem Kinderwagen unterwegs ist, braucht hier allerdings eine außergewöhnlich gute Kondition!
ZDF (Zahlen, Daten, Fakten)
- Entfernung: knapp 10 Kilometer
- Dauer: etwa 3,5 Stunden
- Höhenprofil: 389 m Höhendifferenz auf 1.688 m bis 2.077 m
- Anspruch: Mittel
- Geeignet für: Kraxe/ Babytrage (wer möchte auch Kinderwagen, aber… Puh!!)
- Parkplätze: Kostenpflichtige Parkplätze am Gasthof Jägerrast
- Wegbeschaffenheit: Fahrweg, Kiesweg
- Frequenz: Mittel bis hoch an schönen und freien Tagen
- Einkehrmöglichkeiten: Einige Alpen am Weg
- Spielplatz: Kleiner Spielplatz am Eishof
- Trinkmöglichkeiten für Hunde: Häufig Zugang zu Wasserläufen, sicherheitshalber aber Wasser mitnehmen
- Robidog: Keiner
Weiterführende Links
- www.jaegerrast.com
- www.rableidalm.com
- www.eishof.com
- wandersuechtig.de (Wanderung zum Eishof mit Kinderwagen)
Adresse
Gasthof Jägerrast, Pfossental, 39020 Schnalstal,Südtirol
Auch zu diesem Erfahrungsbericht kann ich wieder nur laut DANKE rufen! Danke für die tollen Eindrücke und den wie immer “launigen” Text, den ich wieder gern gelesen habe.
Wow, und ich sage DANKE für so einen Kommentar ♥
Südtirol würde euch bestimmt auch gefallen, es ist so schön dort. Es werden übrigens noch zwei Beiträge zum Thema folgen 🙂
Viele Grüße!