Die Wanderung zum Riedberger Horn war für mich die schönste Wanderung in diesem Jahr. Von steilem Bergauf zum Gipfelkreuz bis zum Abstieg in Skigebietatmosphäre ist hier alles dabei.
Da hat der Ehemann vier Wochen Elternzeit und Kind und Frau liegen mit einer Erkältung flach. Ja, es hatte mich dann doch noch erwischt. Draußen schien die Sonne, wie eigentlich jeden Tag in diesem Jahr und mein Apotheker meinte zu mir, als ich mich mit Augentropfen und Hustenstiller eindeckte, es wäre der 71. August. Etwas gequält lächelte ich, sehr witzig fand ich es eigentlich nicht. Aber es hatte schon einen Funken Wahrheit, war es in diesem Jahr doch DER Jahrhundertsommer.
Was hatten mein Mann und ich uns für Touren in seiner Elternzeit vorgenommen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. An diesem Tag war die Erkältung beim Kind und mir aber endlich auskuriert und wir machten uns auf, zu schauen, was die deutschen Alpen so zu bieten haben.
Inhalt
Wandern zwischen Schlepp- und Sesselliften
Es hat schon einen ganz besonderen Flair im Spätsommer/Herbst in einem Skigebiet zu wandern, vor allem wenn die Schleppbügel und Sessel noch bzw. wieder an den Liften hängen und man weiß, demnächst fahren hier Skifahrer und Snowboarder.
Geparkt haben wir an dem großen, kostenlosen aber sehr abfallenden Parkplatz. Während wir uns für die Wanderung fertig machten, hielt es Max fast nicht mehr im Kofferraum und er quäkte vor lauter Aufregung.
Gehst du noch oder kraxelst du schon?
Gleich zu Beginn machten wir unserem Namen alle Ehre, denn es war ein ordentliches Gekraxel den Berg hinauf, immer auf einem Trampelpfad auf der Wiese bzw. einem schmalen Kiesweg. Und so ging es immerzu hinauf den Berg. Hin und wieder kreuzten andere Wanderer unseren Weg, denn zum Riedberger Horn führen einige Wanderwege. Dass der Herbst schon in vollem Gange war, erkannten wir vor allem an dem verblühten Edelweiß am Wegesrand und den angeknabberten und leicht verwelkten Pilzen.
Das letzte Stück bis zum Gipfelkreuz des Riedberger Horns mussten wir uns dann doch ganz schön verdienen. Wir machten noch vor dem steilsten Stück eine kurze Pause in der Wiese etwas Abseits, um dem Baby und den Hunden etwas zum Trinken zu geben. In der Sonne kam es einem noch viel wärmer vor, als es tatsächlich war. Da es doch recht steil und warm war, mussten die Hunde natürlich hecheln.
Und prompt wurden wir von uns entgegen kommenden Wanderern angesprochen, dass die Hunde ja wohl Durst hätten. Ich kam dann in´s Grübeln, ob wir auch angesprochen worden wären, hätten wir beispielsweise zwei Labradore dabei gehabt, die mit Sicherheit auch gehechelt hätten oder ob es rein an der Rasse Mops lag. Natürlich gibt es Möpse, die schlecht Luft bekommen, aber mit denen gehen die wenigsten Besitzer an den Berg. Mich nerven diese Kommentare doch immer ziemlich, denn ich kenne meine Hunde und weiß, was ich ihnen zumuten kann und was nicht. Aber ich komme vom Thema ab.
Taadaa, das erste Gipfelkreuz zu Fünft
Oben am Riedberger Horn angekommen hätten wir die Hunde lieber gleich anleinen sollen, wir waren aber noch zu sehr mit uns selbst und dem Luftholen beschäftigt. Hier oben legte so ziemlich jeder eine Rast ein und es war ziemlich viel los. Max war geradezu beflügelt vom Essensduft und musste erst einmal einige sitzende und essende Wanderer begrüßen und an ihnen hochspringen. Ein scharfes “Fuß”, “Komm zurück” und “Zefix nochmal” meinerseits wurde gekonnt von ihm ignoriert. Ankommen und erst mal blamieren, ich hätte am liebsten auf dem Absatz kehrt gemacht. Nachdem der Herr sich dann aber doch überreden ließ, sich anleinen zu lassen, konnten wir zunächst ein Gipfelbild schießen und uns dann am Rand einen gemütlichen Platz zum Vespern suchen.
Das Baby konnte etwas spielen und umherkrabbeln, die Hunde bekamen ihre Wurst und wir stärkten uns mit unseren belegten Seelen. Ein schneller Windelwechsel des Babys gestaltete sich mal wieder als äußerst nervenaufreibend. Da es oben am Berg doch etwas zugig war, wollte ich schnell machen, dem Baby eine frische Windel anzulegen. Leider wird das immer noch schwieriger, seit er krabbeln kann und seine Umgebung immer besser wahrnimmt. Untenrum nackt wie Gott ihn schuf entwischte er mir freudestrahlend und vor Freude quietschend. Ich komme mir immer wieder vor wie ein Ringer, der versucht, sein Gegenüber an den Beinen fassend wieder auf den Rücken zu legen. Irgendwann war er dann doch gewickelt, unter lautem Protest von ihm und ein paar Schweißperlen von mir und wir konnten unsere Tour weiter gehen.
Und wieder abwärts – mit kleiner Hilfe
Das anstregendste Stück hatten wir mit dem Aufstieg ja bereits erledigt und nun ging es bergab. Mein Mann hatte sich Wanderstöcke gekauft und mir einen angeboten. Erst wollte ich keinen, mir war nicht ganz klar, wozu das gut sein sollte. Da er aber nur einen nahm, versuchte ich es auch mit Stock und ich muss sagen, es war grandios. Der Stock gab mir Sicherheit, war es auf diesem Abschnitt doch sehr uneben und recht steil, und zudem lag er gut in der Hand und hatte praktisch kein Gewicht. Von jetzt ab geht es nicht mehr ohne Stock bzw. Stöcke in die Berge.
Der Weg war hier sehr schmal und anstrengend zu laufen, was aber tierisch viel Spaß machte. Wir hätten die Tour auch abkürzen können, entschieden uns aber für die etwas längere Variante. Die Umgebung war wunderschön und man konnte sehr weit sehen. Wir gingen ein sehr langes Stück bergab und nach einer Weile bekamen wir Gummibeine, weil es doch sehr anstrengend und ungewohnt war. Durch Wälder und über weite Wiesen, die im Winter als Pisten dienen, ging es weiter. Am Ende des Abstiegs kamen wir erneut in einen Wald, welcher als Wildschutzgebiet dient. Zwischen dem 15. November und dem 15. Mai ist hier das Betreten verboten zur Vermeidung von Wildschäden.
Für die Hunde hätte es hier eine Durststrecke gegeben, hätten wir nicht etwas zu Trinken dabei gehabt. Nach etwa einer Stunde kamen wir an eine schmal Furt mit einem kleinen Wasserfall. Hier konnten wir unsere Wasserflaschen auffüllen und die Hunde trinken lassen.
Eine Jause gehört zu jeder guten Wanderung
Über ein weites Feld ging es nochmals stetig bergauf, allerdings nicht sehr steil. Das fast 9 Kilo-Paket am Rücken merkte ich aber doch. Schließlich kamen wir an der Mittelalpe Hütte an. Auf der Toilette ist ein Wickelplatz für die Kleinen vorhanden und ich durfte sogar im privaten Nebenraum ganz in Ruhe Stillen, obwohl ich nicht danach gefragt hatte. Die Gastfreundschaft der Betreiber war wirklich überragend. Kleiner Tipp am Rande: Zu dieser Hütte führt auch im Winter ein Wanderweg, was sicher ein Erlebnis ist!
Der letzte Teilabschnitt der Wanderung zum Riedberger Horn verging dann wie im Fluge, von Weitem konnte man einige Motorräder hören, die die kurvenreiche Straße ganz in der Nähe fuhren. Dieser Abschnitt ist auch für den Kinderwagen geeignet, da asphaltiert. Für Kurzentschlossene oder diejenigen, die einen kleinen Ausflug zu einer Hütte planen, kann man auch lediglich diesen letzten Abschnitt zur Hütte und zurück gehen. Sogar im Winter führt ein gut präparierter Weg zur Mittelalpe, sodass einem Winterwanderweg nichts im Wege steht. Die Route inklusive Bilder findet ihr im Beitrag Genusswanderung zur Mittelalpe Grasgehren. Die Hütte ist auf jeden Fall ein Ausflug wert. Max hüpfte übrigens bis zum bitteren Ende wie ein Flummi durch die Gegend und zeigte erst als er im Auto saß, dass er nun doch müde war nach 11 Kilometern.
Fazit
Was soll ich sagen? Die Wanderung zum Riedberger Horn in Grasgehren/Balderschwang ist eine wunderbare Wanderung, mit Gipfelkreuz, Wiesen- und Wanderwegen, steilem Auf- und Abstieg. Hier ist wohl für jeden Wanderer etwas dabei.
ZDF (Zahlen, Daten, Fakten)
- Entfernung: ca. 11 Kilometer
- Zeit: ca. 3,5 Stunden
- Höhenprofil: 534 m Höhendifferenz auf 1.239 bis 1.773 m
- Anspruch: Mittel
- Geeignet für: Kraxe/Trage, letzter Teilabschnitt zur Hütte ist kinderwagengeeignet
- Parkplätze: kostenloser, großer Parkplatz
- Wegbeschaffenheit: Wiesen-, Kies- und Asphaltweg
- Frequenz: Zum und am Gipfelkreuz hoch, ansonsten ist relativ wenig los
- Einkehrmöglichkeiten: Mittelalpe Hütte
- Trinkmöglichkeiten für Hunde: Vorhanden, es sollte aber etwas zusätzlich mitgenommen werden
- Robidog: Nicht vorhanden
- Teilabschnitt zwischen dem 15. Nov. und 15. Mai gesperrt wegen Wildschutzgebiet
Adresse
Riedbergpass 1, 87538 Bolsterlang
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