Die Kinderwagen- Wanderung im Gemsteltal des Kleinwalsertals ist nicht nur eine abwechslungsreiche Rundwanderung, sie hat es auch in sich. Ob die Strecke tatsächlich kinderwagentauglich war und sich diese Wanderung lohnt, erfahrt ihr hier.
Eine Kinderwagen- Wanderung hat wahrlich viele Vorteile. Kein Rucksack muss geschnürt werden, die Strecke ist relativ leicht, alles Wichtige kann im Kinderwagen verstaut werden und die schwere Kraxe kann einmal Zuhause bleiben. Wenn wir also raus in die Natur und in die Berge möchten, ohne die schwere Kraxe und den Rucksack auf den Schultern zu tragen, bieten sich Kinderwagen- Wanderungen also bestens an. Nach kurzer Recherche, in welches Gebiet es an diesem schönen Freitag- Vormittag Ende Mai gehen sollte, entschieden wir uns für das Kleinwalsertal.
Inhalt
Das Gemsteltal – Tal der Gämsen
Ausgangspunkt unserer Kinderwagen- Wanderung ins Gemsteltal war der kostenpflichtige Parkplatz in Mittelberg, Richtung Baad fahrend (Adresse ist unter dem Beitrag verzeichnet). Trotz des schönen Sonnentages an einem Brückentag, war der Parkplatz nicht sonderlich gut gefüllt, was uns sehr freute. Kurz nach dem Parkplatz ging ein kurzes Stück recht steil bergab. Glück für mich, es ist hier asphaltiert. Auf Rollsplitt habe ich immer ein ungutes Gefühl, eine so steile Passage bergab zu gehen. Am Ende des kurzen Stückes schlugen wir den Weg nach links ein und liefen auf einem breiten Kiesweg entlang der rauschenden Breitach. Am Ende des Weges überquerten wir eine Brücke, um gleich darauf nach links zu gehen. Auch hier war die Breitach unser rauschender Begleiter.
Der Weg führt zunächst durch einen Wald, vorbei am Zusammenfluss von Breitach und Gemstelbach. Entlang des Gemstelbaches geht es bald hinaus aus dem Wald und hinein in ein atemberaubendes Bergpanorama. Ich würde jetzt zu gerne mit meinen Bergkenntnissen prahlen, aber da sind keine. Den Großen Widderstein bekomme ich noch, weil wir bei unserer Körbersee- Wanderung und unserer Bärgunt- Hütten- Wanderung (beides übrigens äußerst lohnende Kinderwagen- Wanderungen!) diesen Berg quasi direkt vor der Nase hatten. Dann hört es bei mir aber schon auf. Nach Recherche handelt es sich hier um den Großen und Kleinen Widderstein, um den Bärenkopf, den Koblat im Hintergrund und links des Weges das Geißhorn. Das Gemsteltal hat wirklich viel zu bieten. Satte Wiesen, hohe Berge und eine reine Luft, die es wohl nur in den Bergen gibt.
By the way: Das Gemsteltal hat seinen Namen übrigens von den Gämsen (= Gemsen) erhalten, die es früher hier viele gab.
Der weitere Weg führt nun am Rande des Waldes und der kommende Anstieg ist der anstrengendste der ganzen Wanderung. Der Weg ist sehr uneben und es ist schwer, über die Eisenrinnen und die großen Steine am Boden mit den Kinderwagenrädern zu fahren. Kondition und Trittsicherheit sowie ein geländefähiger Kinderwagen müssen hier unbedingt gegeben sein. Hier und da kam ich ins Zweifeln, ob es nicht besser gewesen wäre, wir hätten doch die Kraxe genommen. Ist dieser Anstieg allerdings geschafft, ist die weitere Wanderung entspannter. Das Gute ist zudem, dass der Großteil des Anstiegs im Wald gelegen ist und somit nicht ganz so heiß.
Die Bernhard´s Gemstelalp
Der weitere Weg führt relativ eben und schon bald kamen wir an die erste der insgesamt drei Hütten. Wir entschieden uns, gleich hier Rast einzulegen und nicht bis zum eigentlichen Ziel, der Hinteren Gemstelhütte, zu warten. Eine Rutsche und ein Sandkasten erleichterten unsere Entscheidung zusätzlich. Da unser Sohn ein absoluter Sandkasten- Fan ist, halten wir seit Neuestem auf jedem Ausflug Ausschau nach Sandkästen, damit auch er auf seine Kosten kommt. Unsere Entscheidung war goldrichtig, wie sich später bei der Jause noch herausstellen sollte.

Als wir die Alpe erreichten, befanden wir uns bereits auf 1.310 Metern Höhe und die Berge umrahmten die Alpe. Im Hintergrund bimmelten Kuhglocken und es war fast zu idyllisch um wahr zu sein. In den Bergen ist die Welt einfach noch in Ordnung. Dadurch, dass sich auf dem Weg drei Alpen befinden, verteilen sie die Gäste auf diese und wir erhielten einen ganzen Tisch für uns. Unser Sohn wurde gleich in den Sandkasten gesetzt und ich konnte die Bergsicht genießen. Zwar vom Sandkasten aus und mit Sand in meinen Schuhen, aber Bergsicht ist Bergsicht. Mein Mann und ich entschieden uns für den Jauseteller für zwei und waren ganz angetan von dem Brettl, welches mit viel Liebe zubereitet war. Selbstgemachter Frischkäse, Wurst, Käse und ein leckeres Brot machten dieses Brett einfach perfekt. Ich glaube, man ahnt es schon, dieses Brettl kann ich guten Gewissens empfehlen!
Gut gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg. Wir hatten an diesem Punkt etwa ein Drittel der Kinderwagen- Wanderung im Gemsteltal und das schwierigste Stück hinter uns, sodass wir einfach nur genießen konnten. Zwar gibt es hier und da noch die ein oder andere kleine Steigung, diese sind aber wesentlich flacher wie zu Beginn.
Hintere Gemstelhütte
Da wir bereits unsere Stärkung hinter uns hatten, kehrten wir in der Hinteren Gemstelhütte nicht ein. Eine Einkehr lohnt sich hier aber mit Sicherheit. Die große Terrasse und die herrliche Aussicht laden zum Verweilen ein. Anscheinend gibt es auch hier einen Spielplatz, sogar einen Wasser- Spielplatz, diese Angabe ist aber ohne Gewähr von mir.
Ein kurzes Stück muss der Weg von der Hinteren Gemstelhütte anschließend auf gleichem Weg zurückgegangen werden, um rechts auf einen unscheinbaren Weg einzubiegen. Beinahe hätten wir ihn übersehen. Bald schon gelangten wir an eine schöne Holzbrücke, die erneut über einen tosenden Bach, den Gemstelbach, führte. Immer dem Weg entlang, der ohne weitere Überraschungen verlief, kamen wir an der dritten und letzten der Alpen vorbei, der Gemstel- Schönesboden, welche etwas abseits des Weges liegt. In dieser Naturalpe steht ein Wickeltisch bereit und die Original- Bergkäserei bietet einen Direktverkauf von Milch, Butter und Bergkäse, sowie Alpschinken, Ziegenkäse und Bergwurzen an.
Rückkehr mit Begleitung
Etwas weiter oben am Berg wurde schwer gearbeitet. Der viele Schnee forderte seinen Tribut und so lagen sehr viele umgestürzte Bäume am Berghang. Das ein oder andere mal konnte man sogar erkennen, dass dort eine Lawine abgegangen war und sämtliche ihr im Weg stehende Bäume mitgerissen hatte. Diese Naturgewalt kann man sich kaum vorstellen. Die Arbeiter versuchten hier ihr Möglichstes, die Bäume auf einen Haufen zu tragen und mit zwei Traktoren zu karren, um sie dann anzuzünden. Dicke Rauchschwaden zogen auf. Der Wind meinte es aber gut mit uns und die Schwaden zogen nicht zu uns. Um die Arbeiter gesellten sich viele Kühe. Kaum kamen wir in ihre Nähe, lenkten wir allerdings ohne unser Zutun ihre Aufmerksamkeit auf uns und sie verfolgten uns.
Etwas mulmig wurde mir dabei schon. Die Hunde hatte ich schon längst angeleint, wie immer bei Begegnungen mit Kühen. Obwohl wir etwas schneller liefen, trottete die Herde unablässig hinter uns her. Bis zu einem Viehgitter. Lauthals taten die Kühe hier ihren Unmut kund, weil sie uns nicht weiter verfolgen konnten. Ich war allerdings froh. Kühe sind und bleiben mir suspekt.
Durch einen Wald und erneut entlang des Baches, kamen wir an eine Weggabelung. Überquert man hier bereits die Holzbrücke, befindet man sich wieder auf dem gleichen Weg wie auf dem Hinweg. Wir entschieden uns allerdings, rechts und somit weiter durch den Wald zu laufen. Ein einsames Pferd stand rechts von uns auf einer großen Wiese. Ich dachte immer, Pferde müssten auch im Rudel gehalten werden, aber ich sah weit und breit kein zweites oder drittes Pferd. Das Ponny bewegte sich keinen Millimeter, obwohl mein Sohn es freudig anquietschte.
Nach ein paar Metern kamen wir erneut an eine Brücke und nur ein kurzes Stück erreichten wir wieder den Zusammenfluss von Breitach und Gemstelbach. Unsere Kinderwagen- Wanderung im Gemsteltal endete somit und wir machten uns auf gleichem Weg zurück zum Auto.
Fazit
Die Kinderwagen- Wanderung im Gemsteltal ist eine sehr empfehlenswerte Wanderung. Zunächst geht es recht steil und uneben hoch hinaus, der Weg bessert sich aber Schritt für Schritt. Der Ausblick, den man nach dem Wald erhält, macht sämtliche Mühe wieder wett. Es stehen auf der Rundwanderung drei Alpen zur Verfügung, hier ist also sicher für jeden Geschmack etwas dabei. Ein Spielplatz steht direkt an der ersten, der Bernhard´s Gemstelalp, bereit, an der Hinteren Gemstelhütte soll es auch einen Wasserspielplatz geben, das kann ich aber nicht mit Sicherheit bestätigen, da wir nicht zum Einkehren vor Ort waren.

ZDF
- Entfernung: ca. 6,5 Kilometer
- Dauer: etwa 2 Stunden
- Höhenprofil: 167 m Höhendifferenz auf 1.153 m bis 1.320 m
- Anspruch: Mittel
- Geeignet für: Geländefähiger Kinderwagen
- Parkplätze: Kostenpflichtiger Parkplatz
- Wegbeschaffenheit: Hauptsächlich Kiesweg
- Frequenz: Mittel
- Einkehrmöglichkeiten: Bernhard´s Gemstelalp, Hintere Gemstelhütte, Naturalp Gemstel- Schönesboden
- Spielplatz: An der Berhardsgemstelalp (und der Hinteren Gemstelhütte – ohne Gewähr!)
- Trinkmöglichkeiten für Hunde: Entlang des Gemstelbachs vorhanden
- Robidog: An der ersten Brückenübergehung, Nähe Parkplatz
Adresse
Bödmerstraße 91, 6993 A- Mittelberg