Den Spätsommer genießen und vor allem nutzen, das wollten wir bei unserer Wanderung zur Lindauer Hütte definitiv tun. Wenn die Temperaturen Mitte September nochmal alles geben, muss natürlich eine Wandertour drin sein. Dass sich diese aber als anstrengender herausstellt als gedacht, damit hatten wir nicht gerechnet.
Okay, zugegeben, wir sind noch ziemlich am Anfang unserer Wanderei. Und zugegeben, 12 km hört sich jetzt nicht allzu lange und viel an. Und zugegeben, wir waren diesbezüglich so naiv.
Notiz an mich: Immer auf die Höhenmeter achten! Und die Kilometer in den Bergen nicht mit den Kilometern beim Spaziergang vergleichen.
Voller Tatendrang hüpfte ich um sieben Uhr morgens aus dem Bett. Heute wollten wir definitiv früher los! Das Baby hatte mich auch schon freudestrahlend aus seinem Beistellbettchen angegrinst, als ich die Augen aufmachte. Ich hatte ihn extra schon am Vorabend gebadet, sodass er morgens ratzfatz fertig gerichtet und angezogen war. Anschließend ging ich noch kurz mit den Hunden vor die Türe. Diese sträubten sich allerdings weiter zu laufen, nachdem sie ihr Geschäft verrichtet hatten, denn sie wussten ganz genau, dass wir auf einen Ausflug gingen und wollten lieber so schnell wie möglich an unser Auto. Nicht dass wir sie aus Versehen Zuhause vergessen. Als würden wir das schaffen, so aufdringlich wie die zwei sein können.
Inhalt
Das Montafon ruft
Zunächst ging es auf gleichem Weg wie die Woche zuvor zum Silvretta Stausee, jedoch bogen wir früher ab, Richtung Latschau. Hier steht ein großer kostenloser Parkplatz direkt an einem Stausee zur Verfügung. Etwas weiter unten, direkt an der Golmerbahn Latschau steht ein weiterer großer Parkplatz bereit.
Der Latschauer Stausee, den man vom Parkplatz aus bestaunen kann, wurde bereits zwischen 1938 und 1944 erbaut und 1972 fertiggestellt. Er wird vom Freispiegelstollen sowie sechs Bächen gespeist und besteht aus zwei Teilen. Das Staubecken nutzt übrigens eine natürliche geologische Mulde und wurde 2017 komplett saniert.
Unser eigentlicher Plan war, dass wir mit der Gondel den Berg hinauf fahren und die Strecke dann hinunter laufen würden. Am Parkplatz angekommen haben wir uns dann aber anders entschieden. Mit einem acht Kilo-Baby auf dem Rücken liegt der Schwerpunkt doch weiter hinten und mir war eine Tour, welche die meiste Zeit bergab geht, noch etwas suspekt.
Also haben wir uns kurzerhand dazu entschieden, hoch zu laufen und zur Belohnung dann die Gondel bergab zu nehmen. Es gäbe noch die Alternative, mit der Gondel nach oben zu fahren, dort dann zu wandern, zum Beispiel zur Mittelstation zu laufen und die Gondel wieder nach unten zum Parkplatz zu nehmen. Im Nachhinein betrachtet, eine durchaus attraktive Option.
Höchst motiviert schnappte sich mein Mann den Rucksack und seine Kamera und ich uns unser Kind, ab auf den Rücken mit eben diesen, die Hunde wieder rechts und links angeordnet und ab dafür.
Zwischen Berg und Tal
Bereits zu Beginn geht der Weg mitunter recht steil bergauf und nach kurzer Zeit befanden wir uns für kurze Zeit mitten im Dorfkern und folgten den Ortsschildern. An Beschilderung ist hier auf jeden Fall gedacht und ein Verlaufen schier unmöglich.
Wir liefen erst ein gutes Stück in der Sonne aber bald tauchte der Weg in den Wald und damit in Schatten ein und das blieb eine ganze Weile so. Das Wetter war sehr trügerisch. In der Sonne war es sehr warm, im Schatten schon wieder recht kühl. Das Jahr ist mit Mitte September schon weit voran geschritten, was man vor allem an den Temperaturen morgens und abends deutlich merkt.
Weiter oben konnten wir bereits nach kurzer Zeit einen wunderbaren Blick auf das Tal hinter uns und auf die Berge des Rätikons vor uns werfen. Etwa bei der Hälfte des Weges zur Lindauer Hütte machten wir inmitten der schönen Almwiese an einer kleinen Schutzhütte Rast und verspeisten unsere belegten Selen. Unter strengster Beobachtung unserer Hunde. Ich hätte nie gedacht, dass es Rassen gibt, die so gefräßig sein können wie Labradore. Aber der Mops steht ihnen da in nichts nach.
Gut gestärkt ging es weiter. Hatte ich schon erwähnt, dass es die meiste Zeit bergauf ging?
Vier sind einer zu wenig
Während wir so liefen und über Gott und die Welt philosophierten (auf was für Themen man so kommt, wenn man in den Bergen den Wegen folgt, ist schon interessant) und uns auf den Weg konzentrierten, fragte mich irgendwann mein Mann, wo eigentlich Max sei. Normalerweise folgen uns unsere Möpse auf Schritt und Tritt und weichen seltenst von unserer Seite. Es musste also etwas passiert sein.
Schnell bin ich den Weg zurück gelaufen, nach Max rufend. Kein Hund in Sicht. Hoffentlich war er nicht vom Weg abgekommen, denn am Rand ging es schon steil hinunter. Noch immer war von Max weit und breit nichts zu sehen. Bis ich dann etwas oberhalb des Weges irgendwas rascheln hörte. Als ich hoch schaute, stand da mein Hund, laut schmatzend und die kurze Nase in einem Kuhfladen vergraben. So viel zum Thema Möpse und ihre Fresssucht.
Laut fluchend konnte ich meinen Hund dann davon überzeugen, dass Kuhkacke nicht auf seine Speisekarte gehört. Zu allem Überfluss musste ihm mein Mann dann noch die Schnute putzen, denn das Kinn des schwarzen Mopses war nun braun. Wer von uns wollte nochmal Hunde?
Was holpert da den Berg hinauf?
Schon von weitem waren sie zu hören. Wir konnten es aber nicht glauben. Das laute, nagelnde Geräusch kam immer näher und mit ihm die Vorahnung, dass es gleich stinken könnte.
Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass uns auf gut 1.700 Metern Seehöhe eine Horde Traktoren begegnet. Aber so war es. Die Montafoner Traktorfreunde hatten an diesem Tag eine Ausfahrt geplant. Mit ihren Traktoren aus den 1950 – 1970er Jahren tuckerten sie den Berg hinauf und zogen einen Schwall Abgas hinter sich her. Ob man das nun gut findet oder nicht bleibt jedem selbst überlassen. Ich hingegen habe ich mich eigentlich auf pure Natur mit frischer Luft und Ruhe gefreut.
Was mich auch überraschte, war die Vielzahl an Mountainbiker. Man konnte bereits von weitem erkennen, ob es sich dabei um E-Bikes oder mit Muskelkraft betriebene Gefährte handelte. Die E-Biker hatten meist noch ein entspanntes Lächeln auf den Lippen, die anderen hingegen ein nicht mehr allzu entspanntes.
Ein nur mehr kurzes Stück weiter und nach etwa zweieinhalb Stunden bergauf kamen wir dann an unser Ziel, der Lindauer Hütte an. Mein Mann meinte, wenn wir den Berg erklommen hatten und die Hütte erreicht, gehe es nur noch auf einer Ebene, ohne größeren Anstieg einen schönen Wanderweg entlang zur Bergstation. Also: Juhu, wir hatten es geschafft!
Die Lindauer Hütte
Etwas abgeschafft freuten wir uns auf unser kühles Getränk und darauf, gemütlich hinsitzen zu können. Einmal halb um die Hütte herum, gelangten wir auf die schöne, große Terrasse, die (Trommelwirbel) bis auf die letzte Bierbank gefüllt war. Wir standen dann etwas verloren herum und warteten darauf, dass ein Platz für uns frei würde. Ich kam mir auch gar nicht blöd vor, als sich bald alle Personen zu uns umdrehten. *Ironie off* Ich glaube, wir waren DIE Sensation schlechthin. Beziehungsweise unsere Möpse.
Möpse sind ja gerne als dick, faul und röchelnd verschrien. Ein Vorurteil, welches bei den meisten Möpsen mit Sicherheit seine Berechtigung findet. Es gibt allerdings immer mehr verantwortungsvolle Züchter und Käufer, die speziell darauf achten, dem Mops wieder zu mehr Atem und damit zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Bei Maja und Max handelt es sich um freiatmende Möpse. Vor allem Maja hat in ihrem Leben noch nie geröchelt und das ganz ohne Operation des Gaumensegels! Bei Max ist es leider nicht ganz so gut, wenngleich er vor Energie strotzt und jeden noch so hohen Berg erklimmen kann. Diejenigen halt, welche seine kurzen Beinchen schaffen.
Da standen wir also, ich mal wieder mit hochrotem Kopf, zwei Möpse an der Leine und das Kind auf dem Rücken, bis wir dann doch einen Platz bekamen.
Die Lindauer Hütte liegt auf 1.744 Metern Seehöhe am Ende des Gauertals und wird von der Sektion Lindau des Deutschen Alpenvereins betrieben. Sie bietet neben einem 360°- Bergpanorama auch eine große Auswahl an regionalen Hüttenschmankerln, wie dem beliebten Jauseteller. Die Schutzhütte bietet zudem Zimmer und Matratzenlager für Übernachtungen und morgens ein Frühstück. Wer auf ein bisschen Luxus nicht verzichten mag, kann sich zudem eine Auszeit in der hauseigenen Sauna genehmigen. Ein echtes Erlebnis mitten auf dem Berg.
Das Personal war während unseres Aufenthalts sehr freundlich und zuvorkommend zu uns, obwohl die Hütte gut besucht war, und versorgten beispielsweise unsere Hunde mit Wasser. Ein Wickelplatz für die Kleinsten ist ebenfalls vorhanden.
Das Ziel vor Augen
Auf zum Endspurt. Dachten wir jedenfalls. Dass es aber nochmal etwa zwei Stunden praktisch nur bergauf geht, das war uns nicht klar. Also hatten wir uns mit der Meinung leicht verschätzt, dass wir den Aufstieg geschafft hatten.
Immer wenn man dachte, so, jetzt muss es doch geschafft sein, kam noch ein kleiner Anstieg. Über der Baumgrenze war die Aussicht nochmal wunderschön und trotz aller Anstrengung konnte ich es sehr genießen.
Auf einer Wiese machten wir nochmal Rast. Ich stillte unser Baby, mein Mann versorgte die Hunde mit Wasser. Ich muss dazu sagen, wir hatten kein extra Wasser für die Hund dabei! Auf dem Weg zur Hütte gab es zweimal eine Gelegenheit, an der die Hunde trinken konnten. Nach der Hütte gab es eine kleine Durststrecke, die aber bald vorbei war und immer wieder gab es kleine Rinnsale, aus denen sie gut trinken konnten. Das nächste Mal werde ich aber unseren Klappnapf mitnehmen, denn es gab hier und da Brunnen für die Kühe, aus denen man Wasser schöpfen kann.
An unserem Halt bekamen sie etwas von unserem Wasser, welches von beiden allerdings verschmäht wurde. Vermutlich war es ihnen zu warm, denn sie trinken grundsätzlich nur kaltes Wasser, da kann der Durst noch so groß sein.
Weit und breit war nichts außer Wiese bis auf einen einzigen alten Kuhfladen. Und wer lag drin? Klar, der Max. Ohne Worte.
Der Abschnitt ab der Lindauer Hütte ist ein “richtiger” Wanderweg. Hügelig, schmal und nur zu Fuß begehbar. Immer wieder bietet sich eine unglaubliche Bergsicht, einfach wunderschön! Natürlich ist hier kein Schatten vorhanden, denn die Bäume werden immer weniger, bis man die Baumgrenze dann erreicht hat.
Irgendwann kamen wir dann tatsächlich an der Bergstation an. Dort gibt es zwei große Restaurants mit großer Terrasse, wobei eines davon geschlossen hatte. Wir hatten uns jedoch dazu entschieden, nicht nochmal einzukehren, sondern mit der Gondel direkt nach unten zu fahren. Ein Ticket konnten wir an der Bergstation kaufen. Hunde und Baby waren frei. Und dennoch wäre ich fast aus den Latschen gekippt. Wir mussten jeweils für Berg- und Talfahrt zahlen, obwohl wir nur einmal nach unten fuhren. Das machten zweimal 18,50 €. Kinder kosten pro Person 11,10 €. Wären wir bis zur nächsten Mittelstation gefahren, hätten wir pro Person 9,50 € (für Kinder 5,70 €) zahlen müssen, dafür allerdings noch etwa eine Stunde Gehzeit gehabt.
Für mich ist das absoluter Wucher und es war auf der Internetseite meines Erachtens so auch nicht ersichtlich. Hier wird zwar von einer Teilstrecke geschrieben (welche dann eben günstiger ist), aber damit könnte auch jeweils eine Berg- bzw. Talfahrt gemeint sein.
Jedenfalls standen wir dort oben und hatten nicht viel mehr Möglichkeiten, als 37,- € für etwa 15 Minuten Fahrt zu zahlen. Ein kleines Highlight gab es dann doch noch für mich: Ich hab aus der Gondel heraus meine ersten Murmeltiere gesehen.
Mein Fazit für diesen Tag: Teure Gondelfahrt und sehr anstrengend aber wunderschön und auf jeden Fall lohnenswert! Für Kinder und Junggebliebene bietet der Golm außerdem sehr viele Abenteuer wie beispielsweise den Waldrutschenpark, den Waldseilpark oder einen Flug über das Staubecken per Stahlseil.
Fazit
Die Wanderung zur Lindauer Hütte im Gauertal ist eine anstrengende Wanderung, die am Abend für Gummibeine sorgt. Vor allem für “Wanderneulinge” wie uns und einem Acht-Kilo-Päckchen namens Baby auf dem Rücken. Für alle, die gerne NUR bergauf laufen, ist dies eine wunderbare Wanderung.
ZDF (Zahlen, Daten, Fakten)
- Entfernung: ca. 12 Kilometer
- Zeit: etwa 4,5 Stunden
- Höhenprofil: 937 m auf 994 m bis 1.931 m
- Anspruch: Schwer
- Geeignet für: Kraxe oder Trage
- Parkplätze: zwei große kostenlose Parkplätze stehen zur Verfügung
- Einkehrmöglichkeiten: Lindauer Hütte am Weg und zwei Restaurants an der Gondel oben am Berg sowie ein Restaurant im Tal
- Trinkmöglichkeiten für Hunde: vorhanden
- Robidog: Keine
- Gondel nur als Tagesticket oder Teilstrecke bis zur Mittelstation erhältlich
Adresse
Latschaustr. 66, 6774 Tschagguns, Österreich
Ist diese Tour mit dem Croozer Kid 2 (Fahrradanhänger mit Joggingrad) möglich? Liebe Grüße
Hi Sabrina,
ja, ich denke, das geht gut 🙂
Viele Grüße Sarah