Über Stolpersteine, holpriges Auf und Ab und vorbei an echten Allgäuer Kühen bietet der Rundweg zur Rieder Höhe in Lindenberg zum einen ein eindrucksvolles Bergpanorama und zum anderen eine wunderschöne Runde durch’s Allgäu.
Ich habe festgestellt, diese Schreiberei über erlebte Touren mit Kind und Kegel (Mops) taugt mir und ich möchte noch viele Pfade entdecken und die auch mit anderen teilen.
Aus diesem Grund habe ich mir ganz Old School ein Buch gekauft. Ein Wanderbuch. Ein Wanderbuch mit Kinderwagen im Westallgäu (Link ganz unten unter diesem Blog). Und ich muss sagen, es gibt noch viel zu entdecken.
Es sollte heute also nach Lindenberg zur Rieder Höhe gehen. Ich wollte eine Tour, die auf jeden Fall mit Kinderwagen zu schaffen ist, denn ich würde alleine unterwegs sein. Auch sollte es nicht zu lange dauern, denn ich war mal wieder zu spät dran und es war an diesem Tag doch recht warm. Außerdem sollte es nicht zu weit weg sein von meinem Zuhause. Ich bin leider nicht mit dem besten Orientierungssinn gesegnet. Ich wollte also die Sicherheit haben, dass wenn ich mich komplett verfranze, mein Mann mich suchen kommen kann.
Kind gewickelt und gestillt, die Hunde ins Geschirr gesteckt, die Wickeltasche vollgestopft, als würde ich irgendwo über Nacht bleiben und los ging es. Das erste mal alleine mit meinen Dreien, ohne Mann in einer Gegend, in der ich mich nicht auskenne.
Inhalt
Der Ausflug beginnt bereits auf der Straße
Auf der Deutschen Alpenstraße geht es über sieben Kehren den Rohracher Anstieg steil bergauf. Auf 400 Höhenmeter mit bis zu 9 % Steigung gelangt man zunächst nach Scheidegg, welches bekannt für die Scheidegger Wasserfälle ist. Hierüber werde ich in naher Zukunft auch berichten. Die Deutsche Alpenstraße führt übrigens über 30 km durch das Allgäu und durch Oberbayern von Lindau am Bodensee bis nach Schönau am Königgsee oder umgekehrt.
Da mein Ziel aber Lindenberg war, fuhren wir noch ein Stückchen weiter. Auch hier besticht die Fahrt mit grandiosen Aussichten bis zum Schweizer Säntis. Es bieten sich immer wieder kleine Parkbuchten, um Fotos zu schießen oder einfach die Aussicht zu genießen.
Aller Anfang ist schwer
Nachdem mich das Navi brav auf den Parkplatz gelotst hatte, der Kinderwagen schnell aufgestellt und das Kind hineingesetzt war, die vor Ungeduld quäkenden Möpse neben mich platziert hatte (Maja links, Max rechts und ja nie umgekehrt, da legen die Beiden wert drauf!), machte ich mich auf den Weg zur Rieder Höhe, bewaffnet mit meinem Buch. Hin und wieder beschlich mich das ungute Gefühl, ich würde in die falsche Richtung laufen, während ich Mitten in einer Siedlung ging. Das Buch erklärte, ich solle bis zum Marterl laufen und dann einbiegen. Während ich noch mit der Frage beschäftigt war, was zum Henker ein „Marterl“ ist, kam ich an das besagte Jesuskreuz.
Zunächst ging es über einen Feld- und Wiesenweg, bei dem die Hunde auf jeden Fall angeleint bleiben sollten, denn links des Weges befand sich eine große Wiese, die als Futtermittel dient. Außer Wiese und Bäumen war dort nicht viel und die Ruhe tat richtig gut. Zum Ende des Weges ging es über die Straße und der Wanderweg war von weitem schon zu sehen. Dort angelangt versperrte mir jedoch ein Flatterband den Weg mit der Beschilderung „Baustelle – Betreten verboten“. Na, herzlichen Glückwunsch. Ich war so richtig in „Lauflaune“ und nun sollte es schon zu Ende sein? Ein kleiner Hinweis besagte jedoch, man solle die Umleitung nehmen. Also ging ich ein kurzes Stück die Straße entlang und bei der nächsten Möglichkeit bog ich ein.
Rieder Höhe Maxi
Es ging zunächst stramm bergauf auf Schotter. Die Hunde und ich schnauften ordentlich in der brütenden Hitze, das Baby quietschte vergnügt in seinem Wagen. Nach kurzer Zeit wurde die Anstrengung aber mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Den Hunden bot ich etwas zu Trinken an, während ich Fotos schoss. Das Baby war ganz langsam am Einschlafen, obwohl es auf dem Schotter stark ruckelte. Es fasziniert mich immer wieder, unter welchen Bedingungen Babys einschlafen können. Bei unserem ist es meist so, je mehr er schottert und ruckelt desto besser schläft es ein.
Das Allgäu ist alles andere als flach
An dieser ersten kleinen Rast standen zwei Bänke bereit, auf denen man es sich bequem machen kann. Die eine Bank zeigt in Richtung Ortschaft, wenn man also auf Häuser und Gebäude steht, ist man hier richtig. Die andere lässt in Richtung Bergpanorama blicken.
Es ging weiter bergauf. Mir kamen zwei Passanten entgegen, die wohl eine Pause vom Autofahren einlegten (die Bundesstraße ist etwas unterhalb). Mit etwas fragenden Blicken gingen sie an mir vorbei. Ja, ich bin so verrückt und kraxel in der Mittagshitze mit zwei Möpsen und einem Kinderwagen den Hügel auf einem Schotterweg hier hinauf. Ich war schon sehr froh an meinem geländegängigen Kinderwagen, denn mit einem solchen ist der Weg sehr gut machbar!
Mops Maja Rieder Höhe
Oben an der Rieder Höhe angekommen stand erneut eine Bank unter einem Baum bereit, wieder mit einer grandiosen Aussicht.
Am Ende des Weges kommt man an eine Straße. Falls einen die Lust auf Käse überkommt, kann man hierfür die Straße überqueren, im nächsten Ort befindet sich eine Käserei mit Ladenverkauf. Da ich zu dieser Zeit allerdings keinen Hunger verspürte und nur gerne in den Schatten wollte, bog ich rechts ab, den Wiesenweg entlang hinein in den kühlen Wald.
Kaum zu glauben, aber mitten im Wald befindet sich eine Imkerei. Eine kurze Zeit lang habe ich die Bienen bewundert und mich an ihrem eifrigen Summen erfreut. Nochmal kurz verschnaufen, bevor es kurz aber knackig steil bergauf ging.
Kurz darauf ging es jedoch noch steiler bergab. Mir ging ziemlich die Muffe, als ich mich langsam den Weg mit dem schweren Kinderwagen hinab bewegte. Zum ersten mal wünschte ich mir eine Bremse am Kinderwagen. Gott sei Dank war der „Abstieg“ nur von kurzer Dauer. Wir legten eine kurze Pause ein, damit ich den Hunden erneut etwas zu Trinken anbieten konnte, was sie auch dankbar annahmen. So langsam wachte auch das Baby wieder auf und linste ganz interessiert aus dem Kinderwagen heraus.
Über einen flachen und gut präparierten Weg ging es vorbei an einer kleinen Horde Färsen. Färsen werden übrigens weibliche Kühe ohne Nachwuchs genannt. Im Allgäu bezeichnet man solche Jungrinder auch als Schumpen.
Dem Ziel so nah und doch so fern
Das letzte Stück der Tour ist aspahltiert und führt zunächst durch einen Hof, wo uns der Hofhund lautstark begrüßte, sich dann aber doch nicht zu uns traute. Hindurch durch den Hof ging es weiter, vorbei an einem Pferdehof. Von hier aus hatte ich einen schönen Blick in die Stadt hinein.
Kurze Zeit später befanden wir uns dann wieder in der Siedlung vom Beginn. Naja, dachte ich, im Buch war ganz lapidar beschrieben, man müsse erst rechts und dann links einbiegen. Aber irgendwie hab ich die rechte Abbiegung verpasst und mich mitten in einer Siedlung befunden. Google Maps war mir irgendwie auch keine große Hilfe, denn ich hatte die falsche Straße eingegeben. Ich bin manchmal eben ein klein bisschen verwirrt. Manchmal auch ein klein bisschen mehr… Die Sonne brannte unerbittlich und ich habe den Hunden nochmal Wasser gereicht. Das Baby war vergnügt in seinem Wagen. Da war ich mehr wie froh, dass ihn nicht der Hunger plagte und er wirklich zufrieden war.
Ein Gutes hatte es, ich befand mich auf einmal in der Innenstadt, die wirklich sehenswert ist. Lindenberg im Allgäu ist mit seinen rund 1.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Landkreis Lindau und wurde im Jahr 1890 durch seine Hutindustrie geprägt. Als „Klein-Paris“ der Hutmode konnte es Anfang des 20. Jahrhunderts 34 Strohhuthersteller zählen, welche etwa 8 Millionen dieser schicken Hüte produzierten. So ist es nicht verwunderlich, dass es in Lindenberg Bayerns einziges Hutmuseum zu besichtigen gibt.
Ich denke, ich habe dann die steilste Straße in ganz Lindenberg erwischt, bis ich schlussendlich am Parkplatz angelangt war.
Im Nachhinein bin ich sehr froh über meinen unverhofften Umweg. Ich kam an einem wunderschönen alten Haus vorbei (welches übrigens das älteste Haus Lindenbergs ist und 1590 erbaut wurde, wow!), konnte einen Einblick in Lindenbergs Innenstadt erhaschen und mich kurz bei der Hälfte des steilen Weges auf einer sehr einladenden und toll dekorierten Bank ausruhen.
Bank in Lindenberg
Fazit Rundweg Rieder Höhe
Die Rieder Höhe bietet einen schönen Rundwanderweg mit einem extrem steilen Abschnitt, nichts für “schwache Nerven”. Zu Beginn erhält man eine sehr schöne Aussicht, danach ist es ein schöner Wanderweg ohne nennenswerte Highlights. Wanderung ist machbar für die ganze Familie.
ZDF (Zahlen, Daten, Fakten)
- Entfernung: ca. 4,5 Kilometer
- Zeit: ca. 1,5 Stunden
- Höhenprofil: 70 m Höhendifferenz auf 763 m bis 833 m
- Anspruch: Mittel
- Geeignet für: geländegängiger Kinderwagen (Achtung: sehr steiler Abschnitt!) und Kraxe
- Parkplätze: kostenloser Parkplatz steht zur Verfügung
- Einkehrmöglichkeiten: in Lindenberg finden sich Cafés und Restaurants
- Trinkmöglichkeiten für Hunde: Keine am Weg, bitte Wasser mitnehmen
- Robidog: Steht zu Beginn des Wanderwegs bereit
Adresse
Ahornweg 1, 88161 Lindenberg
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