Unsere erste kleine Wanderung mit Baby und unseren Möpsen sollte gleich auf 2.000 Meter Höhe gehen. Zwischen Bergen und See ist dieser Rundweg ein wunderbares Ausflugsziel für Familien. Bereits der Weg auf der Silvretta-Hochalpenstraße ist ein Abenteuer, welches mit herrlichen Aussichten belohnt wird.
Endlich war sie gekommen, unsere erste kleine Wandertour zu fünft. Das heißt mit uns zweien, unseren zwei Möpsen und unserem fünfeinhalb Monate alten Sohn. Auch wenn ich das meiste bereits am Vortag hergerichtet hatte, damit es nur noch in den Rucksack verstaut werden musste, verzögerte sich unsere Abreise doch um einiges und so starteten wir später als geplant. Seit ich Mutter bin, habe ich sehr mit der Pünktlichkeit zu kämpfen und das liegt oft nicht am Kind, obwohl man es gut und gerne als Ausrede nehmen kann.
Nachdem nun alles eingepackt war, sich die Hunde und das Kind gut verstaut im Auto befanden, die Vignette an der Frontscheibe des Autos befestigt war, konnte es nun losgehen – Baby‘s erster Ausflug in die Berge.
Hindurch durch das idyllische montafoner Tal kamen wir zur Mautstation. 15 Euro leichter ging es nun hoch hinaus auf der Silvretta Hochalpenstraße. Bevor wir überhaupt die Wanderschuhe geschnürt hatten, wurden wir mit einer traumhaften Aussicht belohnt, die ihrem Namen „Traumstraße der Alpen“ gerecht wird. Eine malerische Seekulisse, umrahmt von hohen Bergen, zieht zahlreiche Rennradfahrer und Mountainbiker auf ihre Straße. Über 22,3 km und 34 Kehren, auf denen die Steigung bis zu 12 % beträgt, gibt es immer wieder Parkbuchten, um außergewöhnliche Landschaftsfotos zu schießen. Dass wir uns dennoch in einer ländlich Gegend befanden, wurde uns schlagartig klar, als direkt an der Straße die Kühe grasten – natürlich ohne Zaun um sie herum.
Inhalt
Babybrei auf 2000 Metern
Nachdem wir einen Parkplatz ergattern konnten, in die Wanderschuhe geschlüpft sind und das Kind auf den Rücken geschnallt wurde, gingen wir mit den Hunden rechts und links von mir los. Unser Baby wird seit es wenige Tage alt war, gerne und viel in der Trage getragen. Zunächst immer am Bauch, bald jedoch drehte es den Kopf immer zu Seite und wollte sehen, wo es hingeht. Ich versuchte es also, ihn auf den Rücken zu schnallen und siehe da, er will gar nicht mehr an den Bauch.
Am Startpunkt der Tour gibt es ein Restaurant, das zum Einkehren einlädt und Toiletten sowie einen Wickelplatz bietet.
Auf Grund dessen, dass wir sehr spät los kamen, war es bereits Mittagszeit und wir entschieden uns, direkt eine Brotzeit einzulegen. So konnte ich dem Baby seinen Brei geben, und das auf 2.000 Meter! In der Wiese direkt am Stausee schlugen wir unser kleines Lager auf. Einen Schattenplatz suchten wir jedoch vergeblich, denn es war für Anfang September noch sehr sonnig, auf 2.000 Metern allerdings auch angenehm kühl. Das Wetter kann hier trügerisch sein. War es bei uns Zuhause etwa 25 Grad warm, hatte es hier oben gerade noch 12 Grad.
Zudem sollte die Sonneneinstrahlung auf dieser Höhe nicht unterschätzt werden. Daher sollte man sich vor der Sonne in Form von Sonnencreme und Hüten schützen. Vor allem Kinder sollten gut eingecremt und der Temperatur angemessen angezogen werden. Es darf nicht vergessen werden, dass sich das Kind in der Trage nicht viel bzw. gar nicht bewegt und daher schnell auskühlen kann. Deshalb auf jeden Fall auch im Hochsommer ausreichend warme Kleidung mitnehmen und das Kind im Zwiebelstil anziehen.
Und los ging´s
Nach der Brotzeit und gut gestärkt ging es dann los. Die Hunde mussten die meiste Zeit an der Leine bleiben, denn der Weg war stark frequentiert. Unsere Hunde haben zudem die Angewohnheit, jeden, der ihren Weg kreuzt, freudestrahlend zu begrüßen. Ob ihr Gegenüber das nun will oder nicht, ist für unsere Hunde in dem Moment nebensächlich. Und auch wenn Möpse liebenswürdige kleine Gesellen sind, stößt diese oft aufdringliche Art nicht immer auf Gegenliebe. Also bleiben sie in solchen Situationen lieber an der Leine.
Die Wanderung ist als Rundweg um den Stausee ausgelegt. Schön breit, sodass man mindestens zu zweit nebeneinander laufen kann und durchweg gekiest. Viele Familien waren mit Bollerwagen oder Kinderwagen unterwegs, wenngleich der Weg an manchen Stellen sehr uneben und mit großen Steinen “gepflastert” ist. Hin und wieder ging es recht steil und abschüssig zum See hinunter. Hier sollten kleine Kinder und Hunde besonders beaufsichtigt werden.
Um den See mit Aussicht auf den Gletscher
Wer sich durch viele Menschen, die den Weg kreuzen nicht stören lässt, kann die Schönheit der Natur durch und durch genießen. Auf der einen Seite läuft man immer entlang des Sees, auf der anderen liegt der Berg mit seiner ganzen Schönheit. Verschiedenste Pflanzen, Blumen und kleine fliegende Tiere gibt es zu bestaunen, immer wieder plätschert ein kleiner Wasserfall aus dem Berg. Lässt man den Blick in die Ferne schweifen, bleibt man an der Aussicht zum Gletscher hängen. Der See ist so schön in die Berge eingebettet, dass man fast vergessen mag, dass es kein natürlicher See ist.
Mit der Errichtung des Stausees wurde im Jahr 1938 begonnen. Zunächst erfolgte 1943 ein erster Teilstau, ab 1951 wurde der See dann voll gestaut. Während der NS-Zeit wurden bei diesem Bau viele Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter eingesetzt. Die kleine Barbara Kapelle auf der Bielerhöhe auf 2.030 Metern Höhe soll mit ihrer Gedenktafel den beim Bau des Stausees verunglückten Arbeitern gedenken.
Auf etwa halber Strecke kann man den Wanderweg um etwa 2 Stunden verlängern und zur Wiesbadener Hütte pilgern. Die Hütte bietet nicht nur Gelegenheit einzukehren sondern auch 80 Betten und 100 Lager.
So weit das Auge sieht, sogar bis zum Piz Buin
Aufgrund der vorangeschrittenen Stunde mussten wir davon jedoch leider absehen, obwohl uns der wohl traumhafte Panoramablick und die Aussicht auf den Piz Buin sehr lockte. So haben wir uns fest vorgenommen, in naher Zukunft die Tour erneut zu laufen und dann die Wiesbadener Hütte zu besuchen. Ich werde dann berichten.
Der Piz Buin, oder eigentlich Großer Piz Buin genannt, ist mit seinen 3.312 Metern über dem Meeresspiegel der dritthöchste Berg der Silvretta und sogar der höchste Berg Vorarlbergs. Die Wiesbadener Hütte ist zudem ein beliebter Ausgangspunkt für Hochtouren auf besagten Berg.
Weiter auf unserem Weg kamen wir an eine Stelle, an der man erneut direkt an den Stausee gelangt. So konnten die Hunde trinken und sich die Pfoten kühlen. Das Baby war mittlerweile satt und durch das monotone Schaukeln auf dem Rücken eingeschlafen und bekam von unserem Abstecher an den See nichts mit. Am Wegesrand standen einige Bänke bereit, die zum Verweilen und Vespern einluden. Schnell noch ein paar Fotos gemacht und weiter ging die Tour, auf zum Endspurt.
Der Weg wird durch Anstiege und Schlängelungen, große Wasserfälle und kleine Brücken sehr interessant und abwechslungsreich.
Den Abschluss unserer Tour machte ein Gang über den Stausee auf der Mauer mit Blick direkt auf das Wasser. Wer sich nach erfolgter Tour gerne stärken möchte, dem bieten sich drei Gaststätten.
Fazit
Schöner, leider stark frequentierter, Rundweg für die ganze Familie. Zwar ist der Weg für geländegängige Kinderwagen geeignet, jedoch anspruchsvoll, da es einige unebene Stellen gibt. Auf 2.000 Höhenmeter darf zum einen die Sonneneinstrahlung nicht unterschätzt werden. In den Bergen brennt die Sonne und es besteht Sonnenbrandgefahr. Schatten sucht man hier zudem vergeblich. Zum anderen ist es hier oben auch kühler als im Tal. Am Besten im Zwiebellook (mehrere dünne Schichten übereinander) anziehen, sodass schnell auf die dort herrschenden Temperaturen reagiert werden kann. Bei kühleren Temperaturen und Wind spürt man zudem die Sonne nicht so sehr, sodass ein Sonnenbrand schnell unbemerkt bleiben kann. Daher am besten immer wieder mit Sonnencreme eincremen.
ZDF (Zahlen, Daten, Fakten)
- Entfernung: Rundweg auf ca. 6 Kilometer
- Zeit: ca. 2 Stunden
- Höhenprofil: 71 m Höhendifferenz auf 2.018 m bis 2.089 m
- Anspruch: Leicht
- Parkplätze: kostenfreie Parkmöglichkeiten vorhanden
- Wegbeschaffenheit: Kieswege
- Einkehrmöglichkeiten: Ein Restaurant am Start-/ Endpunkt
- Frequenz: an schönen Tagen stark frequentiert
- Trinkmöglichkeiten für Hunde: durch den Stausee ausreichend vorhanden
- Robidog: auf den Wegen nicht vorhanden
Adresse
Silvretta-Bielerhöhe, 6794 Partenen
Strecke (mich kann man herunterladen 🙂 )
Weiterführende Links
- https://www.silvretta-bielerhoehe.at/de
- https://www.wiesbadener-huette.com/
- https://www.silvretta-bielerhoehe.at/de/Silvretta-Hochalpenstrasse
