Schöner Mann. Ha! Gib´s zu, dir kommen beim Gedanken an den Schönen Mann doch bestimmt ganz bestimmte Bilder in den Kopf. Während du also diesen Gedanken nachhängst, muss ich dich aber leider enttäuschen – es handelt sich nämlich um einen Berg. Ja, richtig gehört. Keine muskelbepackten Arme, stattdessen eine kleine Aussichtsbank, ein halbtoter Baum daneben und eine Aussicht – boah, was für eine Aussicht. Der kann was, der Schöne Mann (1532m).
Start dieser einmaligen Wanderung ist der große, kostenfreie Parkplatz. Die Wolken hingen an diesem Tag sehr tief. Okay, das ist jetzt nett ausgedrückt, denn eigentlich war es dermaßen neblig, dass wir uns kurz überlegten, ob wir die Wanderung überhaupt antreten sollten. Die Tage ohne den zweieinhalbjährigen Minikraxler sind allerdings begrenzt (der durfte zu Oma und Opa) und deshalb machten wir uns trotzdem auf.
Inhalt
Easy peasy oder lieber mittendurch
Das Schöne an dieser Wanderung ist, dass der halbe Anstieg auch locker über eine Forststraße bewältigt werden kann. Es wären dann zwar einige Kilometer mehr, aber der Weg an sich deutlich leichter. Wir wollten es natürlich etwas spannender und wählten die Alternative. Hier über die Wiese, dort nicht den Weg, sondern den Trampelpfad nehmend, bis wir schließlich fast die Abzweigung verpassten. Unscheinbar steht hier am Wegesrand ein Schild, welches in´s Dickicht zeigt. Kurz auf Open Street Map gespickelt. Ja, da ging der Weg lang, auch wenn die Wanderer hinter uns auf der Forststraße blieben.
Dieser Weg Mitten durch den Wald erinnerte mich etwas an eine Dschungelexpedition. Bitte nicht falsch verstehen, das war toll! Zugewucherte Trampelpfade, rutschige Abschnitte, steile Passagen. Ich mag das, wenn ich nicht so genau weiß, was hinter der nächsten Kurve auf mich wartet. Am Ende dieser “Dschungelexpedition” kamen wir dann auf der Forststraße an, auf welcher wir kurze Zeit blieben. Beim nächsten unscheinbaren Schild ging es dann schon wieder rechts weg, erneut hinein in den Wald. Zwar hat man hier auch keine Aussicht, dennoch ist der Weg schön, da man auf dem Waldboden sehr bequem läuft. Wir liefen über Wurzeln und Laub und hindurch durch den Matsch. Endet der Weg, so kommt man auch hier wieder auf den Forstweg. Bis hierhin kann komplett auf dem Forstweg gegangen werden.
Auf diesem kreuzenden Forstweg blieben wir eine gute Weile, vorbei an “Gipfelkreuzen” ohne Gipfel, bis es auch hier, einen Trampelpfad folgend, rechts den Berg über die Wiese ging. Es war auf diesem Weg stellenweise derart matschig, dass es zur reinsten Rutschpartie wurde und ich sehr froh an meinen Wanderschuhen und auch an den Wanderstöcken war. Einmal durch den Wald, vorbei an Schnee und über einen umgekippten Baum gekraxelt, hatten wir dann recht bald den Gipfel erreicht. Von Weitem war bereits das Gipfelkreuz vom Schönen Mann zu sehen.
Oben angekommen trafen wir auf zwei andere Wanderer und wir machten es uns auf den umgestürzten Baumstämmen am Rand des Gipfels bequem. Schon bald gingen die anderen Wanderer und so hatten wir den Gipfel komplett für uns. Die Aussicht wäre wohl richtig gut gewesen, wenn, ja wenn, da nicht der Nebel gewesen wäre. Kurze Zeit löste sich dieser immer wieder auf und wir konnten die Schönheit der Aussicht genießen, nur um anschließend gleich wieder in der Nebelsuppe zu verschwinden.
Von sich windenden Babys und Vesperboxen
Mittlerweile füllte sich der Gipfel so langsam und wir machten uns auf, wieder aufzubrechen. Als wir mit unserer Pause fertig waren, musste das Baby noch gewickelt werden, damit sie wieder bequem in ihrer Babytrage Platz nehmen konnte. Madame hat seit Monaten die Angewohnheit, sich pro “Wickeleinheit” gefühlt 20x um ihre eigene Achse zu drehen, weil es auf der Seite oder bäuchlings oder auf allen Vieren anscheinend viel interessanter ist. Da es dort oben am Gipfel mit dem Nebel doch recht kühl war, musste das Wickeln aber schnell gehen. Also hat mein Mann sie festgehalten, während ich ihr im Schnellverfahren eine neue Windel verpasste. Und genau in dem Moment, als ich die Windel öffnete, öffnete sich auch die Vesperbox der anderen Wanderer vor dem Gipfelkreuz. Maja und Max, ihres Zeichens wahre Fressmaschinen, hüpften frohen Mutes immer ihrer kurzen Nase nach in Richtung Vesperbox in den Händen fremder Kinder. So wehrlos am Boden hockend, mit einer gebrauchten Windel in der Hand, vor mir ein sich windendes Baby, blieb mir nur einen Schrei in Richtung Hunde abzulassen. Die Beiden wissen genau, wenn ich einen so lauten Schrei ablasse, MÜSSEN sie kommen, ohne Widerrede. Die Beiden haben sehr viele Freiheiten, aber der Rückruf muss sitzen, insbesondere am Berg, wo es durchaus gefährlich sein kann.
Die Hunde erschreckten und machten auf dem Absatz kehrt. Leider erschreckten auch die anderen Wanderer und alle Augen waren auf mich gerichtet. Immer noch mit der Windel in der Hand und dem sich windenden Baby vor mir… Willkommen in meinem Chaos… Die Mutter der Vesperbox-Kinder glotzte dann länger als es hätte sein müssen. Mein Mann glotzte zurück. Also Baby schnell eingepackt, Hunde angeleint, Baby auf den Rücken gespannt und zügig die Flucht vom Gipfel ergriffen. Ich spürte förmlich die Blicke der Vesperbox-Mutter in meinem Rücken.
Der weitere Weg der Wanderung ging ganz gemächlich bergab. Zunächst. Wir wanderten durch einen Wald und gelangten im Anschluss an eine schöne weite Fläche mit einem Ausblick vom Allerfeinsten. Hier hielten wir uns eine Weile auf, schließlich wollte ich noch ein paar “instataugliche Fotos”.
Zu früh gefreut
Auf einem Trampelpfad, der in einen leichten Kiesweg mündete, ging es schön locker bergab und auch hier erhielten wir eine tolle Aussicht. Erneut kamen wir an einem Gipfelkreuz ohne Gipfel vorbei und schließlich mündete der Weg auf einer Teerstraße, auf der wir eine ganze Weile bleiben mussten.
Beinahe hätten wir es verpasst abzubiegen und waren sogar schon ein wenig zu weit gelaufen. Es geht nämlich kurz nach der Kreuzung, auf der man nach rechts abbiegt, direkt nochmal nach rechts und hinein in den dichten Wald. Und hier hielten wir uns eine lange Zeit auf und es ging verdächtig viel bergab. Wir waren so gut drauf und noch so gar nicht müde, dass wir uns noch überlegten, einen zweiten Gipfel, den Schwarzenberg, mitzunehmen. Tja, da wussten wir auch noch nicht, dass das noch nicht alles war, das der Rundweg des heutigen Tages zu bieten hatte.
Sobald wir nämlich aus dem Wald heraus waren, ging es auf der Wiese bergauf. So richtig bergauf! Zum Verschnaufen konnte man wenigstens ein wenig den Ausblick genießen, sobald wir uns umgedreht hatten. Noch ein letztes Mal in den Wald (hier gibt es frisches Wasser aus einem Bach für die Hunde!) und ein letztes Mal über die Wiese bergauf. Hat man diesen letzten Abschnitt geschafft, mündet dieser Trampelpfad auf einem breiten Kiesweg. Wir machten nochmal Rast und traten dann die letzten Meter des Weges an. Den zweiten Gipfel schafften wir an diesem Tag nicht mehr. Und so ging es zum Abschluss gemütlich leicht bergab auf dem Kiesweg, bis wir am Anfangsweg und schlussendlich am Parkplatz ankamen.
Streckenvideo
Um dir einen Eindruck von der Wanderung zu machen, schau doch hierzu gerne das Video an:
Fazit
Der Rundwanderweg zum Schönen Mann in Schuttannen ist ein sehr abwechslungsreicher Wanderweg. Zunächst eine leichte Tour, gibt sie zum Ende hin mit sich ziehenden Anstieg nochmal alles. Am Gipfelkreuz hält sie eine fantastische Aussicht bereit. Wer am Ende noch nicht genug hat, kann sich noch überlegen, den Gipfel am Schwarzenberg anzuhängen.
Diese Wanderung hat mir gezeigt, dass es nicht immer strahlender Sonnenschein sein muss. Auch Nebel hat definitiv seinen Reiz und taucht die Welt in eine ganz magische, mystische Atmosphäre.
Eckpunkte Rundwanderung Schöner Mann
- Entfernung: Rundwanderweg mit etwa 9,5 Kilometern
- Dauer: Ca. 2,5 Stunden
- Höhenprofil: knapp 660m Höhenunterschied
- Höchster Punkt: 1532m
- Anspruch: Mittel
- Geeignet für: Kraxe, Babytrage
- Parkplätze: Kostenfreier Wanderparkplatz
- Wegbeschaffenheit: Wiese, Wald, Kies
- Besucherfrequenz: Mittel
- Einkehrmöglichkeiten: Gasthof Schuttannen
- Spielplatz: Keiner
- Trinkmöglichkeiten für Hunde: Wenig
- Robidog: Am Parkplatz ist ein Mülleimer
Strecke
Adresse
Schuttannenstraße 20, A-6845 Hohenems