Wandern mit Kind und/oder Wandern mit Hund – bei wem verläuft die geplante Wanderung immer glatt, der hebe bitte einmal die Hand. Hier verstecke ich die meinen lieber weit hinter meinem Rücken. Diese Wanderung mit Mops und Kleinkind am Grünten hielt mal wieder einige Überraschungen für uns bereit. Welche, das erzähle ich Euch hier.
Wie bereits die vielen Male zuvor erwähnt, sind wir noch immer “gestraft” mit viel Schnee an den Bergen, selbst Mitte April. Doch an diesem Tag wollten wir dennoch eine Wanderung in den Alpen wagen. Nachdem es bei der Wanderung rund um Buchenegg sehr gut geklappt hatte den Schnee zu umgehen, forderten wir unser Glück am Grünten, dem Wächter des Allgäus, heraus.
Inhalt
Holpriger Wanderstart, was nicht (nur) am Weg lag
Obwohl wir, wie es für uns üblich ist, erneut spät am Parkplatz ankamen, gab es doch noch einen Platz für uns bzw. unser Auto.
Sobald wir am Parkplatz Kammeregg angekommen waren, ging das große Packen los. Die Wanderschuhe wurden geschnürt, die Wanderstöcke eingestellt, das noch verschlafene Kind in die Kraxe gesetzt und die Hunde aus dem Auto gelassen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging es dann los, den Grünten zu erklimmen. Max und Maja meinten, den geteerten Weg in “Mopsgeschwindigkeit” erklimmen zu müssen.

Das erste geteerte Stück ging es gleich einen guten Anstieg nach oben. Immer der schmalen Straße entlang liefen wir, bis wir an einen kleinen Wasserfall kamen, aus dem die Hunde einen Schluck trinken konnten. Ein Blick auf das Handy zeigte uns allerdings an, dass wir bereits falsch gelaufen waren. Das ging ja gut los. Mir ist allerdings beim Laufen kein anderer Weg aufgefallen, als der, auf dem wir uns befanden. Also Kehrtwende und den Berg wieder retour.
Das Wort “Weg” ist ein dehnbarer Begriff
Direkt an der Alpe Kammeregg, verlief ein Weg über die Wiese. Mit bloßem Auge nicht erkennbar und doch vorhanden, der “richtige” Wanderweg. Jedenfalls laut der App Open Street Map.
Nachdem uns also die OSM wieder auf den richtigen Weg gelotst hatte, konnte ich noch immer keinen Wanderweg erkennen, obwohl ich mich bereits darauf befand. Was vor uns lag, war mit viel Phantasie allerhöchstens ein Trampelpfad. Aber kein Wunder, lag der Weg über Monate unter einer dicken Schneeschicht verborgen und wurde somit lange Zeit von keinem Wanderschuh berührt.

Also vertrauten wir der OSM- App und begaben uns auf den schmalen Trampelpfad. Nach sehr kurzer Zeit bereits befanden wir uns an einer nicht zu verachtenden Steigung. Und dies sollte für eine lange Zeit so bleiben. Es ging kontinuierlich bergauf und die Steigung wurde mit jedem Schritt gefühlt steiler. Mittlerweile war der Wanderweg dann tatsächlich auch gut sichtbar. Rechts des Weges ging ein Abgrund hinab und links sah es aus, als würden wir uns im Skigebiet befinden, doch irgendetwas fehlte.
Ein Skigebiet steht zum Verkauf
Ja natürlich fehlte etwas, nämlich die Lifte, die Skifahrer und der Schnee. Das einstige Skigebiet Grünten, welches knapp 50 Jahre von der Familie Prinzing betrieben wurde, musste auf Grund finanzieller Engpässe schließen und wurde für rund 2,95 Millionen zum Verkauf angeboten. Am 03.05.2019 jedoch wurde bekannt gegeben, dass das Skigebiet von der oberallgäuer Unternehmerfamilie Hagenauer erworben wurde. Wann die Skilifte wieder ihren Betrieb aufnehmen werden, ist noch nicht bekannt.
Uns jedoch war die ganze Geschichte zu dem Skigebiet zu diesem Zeitpunkt recht egal, hatten wir mit dem unebenen und zeitweise sehr steilem Berg mächtig zu tun. Und dann auf etwa 1.400 Metern Höhe war es tatsächlich so weit.
Schnee.
Und nicht wenig. Wir standen mit beiden Füßen im Tiefschnee. Sehr abenteuerlich, sich im T- Shirt bei strahlendem Sonnenschein durch den Tiefschnee zu kämpfen. Den Hunden gefiel es sehr und sie tobten und rannten den Berg hinauf, da konnte man nur große Augen machen.
Uns kam eine Gruppe Wanderer entgegen, welche über die Fitness der Hunde nicht schlecht staunte. Mit einem stolzen Lächeln brachte mein, vor Anstrengung nun tiefrotes Gesicht, ein japsendes “joah, die sind fitter als wir” hervor.
Unserem eigentlichen Plan, zum Gipfel des Grünten hinauf zu kraxeln, wurde auf Grund der Schneeverhältnisse so leider ein Strich durch die Rechnung gemacht. Zwar kamen uns einige Wanderer vom Gipfel her entgegen, aber wir hatten schließlich ein Kleinkind mit dabei und es war uns einfach zu gefährlich. Da wir ja keine lange Autofahrt in Kauf nehmen müssen, um erneut hierher zu kommen, entschlossen wir uns, den Gipfel an diesem Tag nicht zu besteigen.
Die Sehenswürdigkeiten des Übelhorns
Dort oben, auf der höchsten Buckel des Grüntens (wo wir nicht waren), steht der 94,5 Meter hohe Sendeturm des Bayrischen Rundfunks und funkt seit 1951. Neben dem BR senden zudem auch zwei Sender des Südwestrundfunks, nämlich der SWR1 BW und SWR3.
Daneben ragt das beeindruckende Gebirgsjägerdenkmal seit 1924. Um dieses Denkmal errichten zu können, musste zur damaligen Zeit rund vier Meter Gestein des Gipfels weggesprengt werden. Dieses Denkmal soll an die Toten des Jägerregiments 3 aus dem 1. Weltkrieg erinnern.
Auch ohne den Gipfel zu besteigen, ist der ganze Weg nach oben wunderschön.
Äußerst anstengend aber wunderschön.
Das liegt insbesondere an der fantastischen Aussicht. Man sieht sehr weit hinein ins Allgäu und kann über diese Schönheit nur Staunen. Nicht umsonst wird der Grüntenberg auch der Wächter des Allgäus genannt.
Da wir uns die Gipfelbegehung sparten, machten wir uns gleich auf den Weg zur Grüntenhütte. Wir wussten bereits vor unserer Ankunft, dass sie leider noch geschlossen hatte. Dennoch standen Bänke vor den geschlossenen Türen, sodass wir auch ohne Jause eine schöne Pause einlegen konnten. Unser Sohn konnte sich in der Kraxe sitzend gut erholen und ließ sogleich seinen gesammelten Kräfte freien Lauf, sobald er aus der Kraxe war. Kurzerhand wurde das Wasser aus dem Wasserklappnapf der Hunde ausgeleert und zum Behälter für das Steine sammeln umfunktioniert. Gut, dass die Hunde bereits getrunken hatten und sich nicht weiter an dem Enthusiasmus des Kindes störten.
Rückweg mit Kuchen- Happy End, oder nicht?
Der Rückweg zum Parkplatz Kammeregg verlief ereignislos, denn wir entschieden uns, zur “Belohnung” für den steilen Anstieg mit Schneeüberraschung, die leichte Variante der verschiedenen Wege zu nehmen. Auf einer durchweg geteerten schmalen Straße ging es immer bergab. Dennoch kamen wir noch ganze dreimal in den “Genuss”, uns durch den Schnee zu kämpfen.
Die Aussicht ist auch hier sehr schön, wenn nicht ganz so beeindruckend wie auf dem Weg hinauf. Meist ohne Schatten, führt der Weg nur zum Ende hin durch den Wald.
Und da war sie, die Aussicht auf ein Stück saftigen Apfelkuchen. Bereits von Weitem konnte ich die Alpe Kammeregg sehen, an der wir bereits zu Beginn unserer Wanderung vorbei kamen. An diesem Tag allerdings, hatten sich einige Musikanten in Tracht hier einquartiert. So kam es leider ganz und gar nicht zu einem Happy End für mich. Alle Tische waren bis auf den letzen Platz belegt und wir mussten ohne Kaffee und (noch schlimmer!) ohne Kuchen wieder von dannen ziehen.
Dennoch war es eine erfolgreiche Wanderung, da ich bergauf mit Kraxe auf dem Rücken ziemlich an meine Grenzen gegangen bin. Aber es erfüllt einen doch etwas mit Stolz, es geschafft zu haben und “ganz nebenbei” neue Eindrücke von der Natur und der schönen Umgebung gewonnen zu haben.

Fazit
Anstrengende Wanderung mit vielen Steigungen. Für kleine Kinder wird sie zu anstrengend zum Selbstlaufen sein. Entscheidet man sich allerdings Hin- und Rückweg zum Grüntenhaus beides mal über die Teerstraße zu gehen, ist die Wanderung auch für kleine Wanderfüße machbar. Auch Hunde insbesondere kleine Hunde brauchen eine gewisse Kondition und ‘Bergerfahrung’.
Die Aussicht ist die ganze Wanderung zum Grünten über grandios. Diese Wanderung mit kleinem Hund und Kleinkind hat uns Spaß gemacht und ist sehr empfehlenswert.
ZDF
- Entfernung: ca. 7 Kilometer
- Dauer: etwa 3,5 Stunden
- Höhenprofil: 631 m Höhendifferenz auf 1.082 m bis 1.713 m
- Anspruch: Schwer! Kondition und Trittsicherheit sind hier gefragt
- Geeignet für: Kraxe / Babytrage
- Parkplätze: Kostenpflichtiger Wanderparkplatz Kammeregg vorhanden
- Wegbeschaffenheit: Wiese, Trampelpfad und Asphaltstraße
- Frequenz: Gering
- Einkehrmöglichkeiten: Alpe Kammeregg, Grüntenhütte, “hinter” dem Gipfel Grüntenhaus
- Trinkmöglichkeiten: Keine, bitte Wasser mitnehmen
- Robidog: Am Parkplatz
Strecke (mich kann man herunterladen)
Adresse
Kammeregger Weg 12, 87549 Rettenberg
Weiterführende Links
- https://www.allgaeu-tourist.de/gruenten.html
- http://www.gruentendenkmal.de/
- https://www.gruentenhuette.de/
- http://www.gruentenhaus.de/
Sehr schön geschrieben und vor allem, total so wie ich 🙂 Wir sind in der Regel auch immer etwas zu spät dran und wenn ich kein happy End mit Kuchen oder Keksen bekomme, bin ich auch traurig. Wobei: nach manchen Wanderungen hab ich einfach nur Lust auf ein großes kühles Glas Bier. Sag mal: ist es eigentlich immer ratsam, die Wanderstöcke zu benutzen bei solchen Landschaften oder machst Du das sowieso wegen der Kraxe? Ich habe zwar Wanderstöcke, habe sie aber noch nie benutzt ……..
Halli hallo!
Es ist definitiv ratsam, immer Stöcke dabei zu haben. Bei steilen Aufstiegen kannst du sie gut einsetzen, um dich an ihnen hochzuziehen und so die Kraft auch auf deine Arme übertragen. Beim Bergab kannst du dich gut abstützen und deine Kniegelenke entlasten. Wenn ich die Kraxe aufhabe, nehme ich die Stöcke IMMER, denn manchmal geht es dem Zwerg nicht schnell genug und dann wird ordentlich gewackelt 🙂 Damit kann ich das Gewackel dann besser ausbalancieren.
Liebe Grüße Sarah