Extrem anstrengende Wanderung zum Zirmtalsee im Vinschgau, die allerdings mit dem schönsten Bergsee entschädigt, den ich je gesehen habe. Aber Obacht: Diese Wanderung ist nichts für schwache Nerven!
Enge Straßen, okay. Hatten wir ja schön öfter. Und Italien ist ja geradezu dafür bekannt. Zwei Tage zuvor, als wir uns auf den Weg zum Eishof in Südtirol machten, schlängelten wir uns ja bereits durch eine solch enge Straße. Was uns allerdings auf dem Weg zum Zirmtalsee erwartete, sprengte jegliche Vorstellungskraft. Diese Straße war eher ein Weg und kein besonders gut präparierter. Ein Auto (aber bitte kein tiefer gelegtes!) passte gerade so auf diese Straße. Kam ein Auto entgegen, hieß es improvisieren. Und natürlich kam uns ein Auto entgegen, alles andere wäre wohl zu langweilig gewesen. Zwar gilt das ungeschriebene Gesetz, wer den Berg hinauf fährt (also wir) hat Vorfahrt. Das war der “netten” Dame in ihrem VW-Bus allerdings ziemlich egal und so drückte sie uns beinahe von der Straße. So ging es für uns ein langes Stück wieder retour, bergab diesen engen Weg entlang, bis nach einer gefühlten Ewigkeit eine Mini-Einbuchtung kam.
Nach diesem ersten Abenteuer setzten wir unsere Fahrt fort. Dabei schauten wir mehrmals auf die Karte, ob wir auch richtig waren, denn unser Navi hatte uns auf dieser Tour schon lange den Dienst versagt, denn eine wirkliche Adresse gibt es für die Wanderung nicht. Durch Waldwege, über Kiesstraßen und immer schön nah entlang des Abhanges, schraubte sich unser Auto nach oben. Und tatsächlich, da war ein kostenfreier Parkplatz in Mitten des Nichts.
Inhalt
Schwerer Aufstieg
Zunächst ging es für uns auf einem breiten gekiesten Fahrweg stetig leicht bergauf, vorbei an der Marzoner Alm, bis wir schlussendlich in einen Wald ankamen. Sobald dort angekommen, hatte es die Steigung bereits sehr in sich. Und das sollte sich so schnell nicht ändern, denn mit zunehmender Strecke nahm auch die Steigung zu. Hier und da war es aufgrund des starken Sturms Anfang des Jahres sehr schwer, den Weg zwischen all den umgestürzten Bäumen ausfindig zu machen. Wortwörtlich über Stock und Stein, über kleine Holzbrücken und hindurch durch ein Moor wurde die Wanderung zum Zirmtalsee sehr abwechslungsreich und abenteuerlich.
Das richtige Abenteuer sollte aber noch auf uns warten. Das letzte Stück zum Zirmtalsee war sehr steil. Wirklich sehr steil! Und auch Mitte Juni lag hier noch überaus viel Schnee. Oft wussten wir wirklich nicht, wie wir weiter voran kommen sollten, es war einfach kein Weg vorhanden. Den Hunden machte das nichts, sie freuten sich am Schnee. Unbeeindruckt spurtete Max voraus, als ob er noch nie etwas anderes gemacht hätte, als durch den Schnee zu stapfen. Ehrlich gesagt hatte ich etwas bedenken, ob die Möpse die Wanderung auch gut packen würden – unbegründet wie sich herausstellen sollte. Maja merkte man zum Ende der Wanderung die Müdigkeit zwar an, Max hingegen wurde zum jungen Hund. Da es viel durch den Wald ging, war es angenehm kühl, was ihm gut zu tun schien.
Oben angekommen am Zirmtalsee
Ich hingegen verfluchte mein Hobby und kraxelte manchmal auf allen Vieren hinauf. Apropos Kraxe. Ehrlich gesagt würde ich die Wanderung nicht erneut mit Kraxe machen. Steil, schneereich, anstrengend und das Ganze mit gut 16 Kilo auf dem Rücken, das muss man mögen. Da Umkehren keine Option war, stapften wir weiter den Berg hinauf, bis wir es tatsächlich geschafft hatten. Oben angekommen wurden wir mit einem Meer an Krokussen und einer herrlichen Sicht belohnt. Nur ein kurzes Stück weiter und es war geschafft – wir erreichten den Zirmtalsee. Ein blaueres Blau hatte ich bei einem natürlichen See bisher noch nie gesehen und nicht umsonst heißt es, der See zöge Wanderer schon seit dem Mittelalter an. Durch die Wasseroberfläche konnte man Eisschollen schwimmen sehen und die Atmosphäre war beinahe mystisch.
Ob sich die Anstrengung zum Zirmtalsee gelohnt hat? Allemal! Der Zirmtalsee trägt seinen Namen übrigens aufgrund der vielen Zirbenkiefer, die in diesem Teil des Vinschgaus sehr verbreitet sind. Wer möchte, kann den See in etwa 25 Minuten umrunden. Wir konnten das aber leider wegen der schlechten Wegverhältnisse nicht tun.
An der Zirmtalalm, direkt am Zirmtalsee gelegen, kehrten wir ein. In einer Voliere nahe der Alm pfiff ein Papagei die Melodie von Pippi Langstrumpf, nur die Hausschweine wollten nicht aus ihrem Stall kommen. Wir hatten überlegt, die längere Variante nach unten zu nehmen, nur um dem steilen schneebedeckten Stück zu entgehen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Zirmtalalm-Wirt stellte sich aber heraus, dass die anderen Wege aufgrund des Sturms gänzlich unbegehbar waren. Und so mussten wir wohl oder übel den gleichen Weg wieder bergab antreten.
Aber bergab durch den Schnee ist um einiges leichter als bergauf. Wir konnten uns richtig in den Schnee sinken lassen und so schafften wir den Abstieg besser, als wir den Aufstieg meisterten. Ging es den Weg zum Zirmtalsee permanent bergauf, so ging es nun kontinuierlich nach unten, was nicht weniger anspruchsvoll ist. An der Marzoner Alm kehrten wir kurz ein. Für kleine Wanderer ist hier ein kleiner Spielplatz mit Sandkasten. Der restliche Heimweg ging nach kurzem Wurzelweg nur noch über den breiten Fahrweg und recht schnell waren wir wieder am Auto angekommen. Ein Glück kam uns auf der Fahrt hinab nicht noch ein Auto entgegen.
Fazit
Puh, hätte ich geahnt, was da auf uns zukommt, ich weiß nicht, ob ich die Wanderung mit Kraxe nochmal gewagt hätte. Hier und da war es wirklich waghalsig, ganz abgesehen von dem Tiefschnee Anfang/Mitte Juni und der Anfahrt. Das letzte Stück zum Zirmtalsee ist nochmal richtig knackig. Oben angekommen ist aber alles schnell wieder vergessen. Dieser See… Dieser See ist ein absoluter Traum, den man eigentlich einmal gesehen haben muss!
ZDF (Zahlen, Daten, Fakten)
- Entfernung: Zirka 9 Kilometer
- Dauer: Etwa 3 Stunden
- Höhenprofil: 638 m Höhendifferenz auf 1.482 m bis 2.120 m
- Anspruch: Hoch!!
- Geeignet für: Kraxe/ Babytrage, allerdings nur für Geübte!
- Parkplätze: Kostenloser Parkplatz
- Wegbeschaffenheit: Fahrweg, Kiesweg, Stock und Stein
- Frequenz: Wenig bis Mittel
- Einkehrmöglichkeiten: Marzoner Alm, Zirmtalalm
- Spielplatz: Kleiner Spielplatz an der Marzoner Alm, an der Zirmtalalm kein Spielplatz, dafür Papageien und Schweine
- Trinkmöglichkeiten für Hunde: Häufig Zugang zu Wasserläufen, sicherheitshalber aber Wasser mitnehmen
- Robidog: Keiner
Weiterführende Links
Adresse
Adresse zur Marzoner Alm, davor gibt es den Parkplatz Alte Säge: Freiberg, 39020 Castelbello-ciardes BZ, Italien