Lange Zeit haben wir darauf gewartet. Erst schneite es, dann regnete es, dann war es grau in grau und bitterkalt. Doch dann war er da, der perfekte Tag für unsere erste Winterwanderung. Nicht allzu kalt, Sonnenschein war angekündigt, alle gesund. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Der Tag versprach herrlich zu werden. Hatte es am Tag zuvor noch geschneit, konnten wir neben ein paar Zentimetern Neuschnee auch auf viel Sonnenschein am Vormittag hoffen.
Kaum in Lech angekommen, kreuzten schon einige Skifahrer und Snowboarder zu Fuß mit ihren “Gerätschaften” die Straße. Es war ein komisches Gefühl, war es doch das erste mal für uns, nach Lech zu fahren und die Boards nicht dabei zu haben. Das Navi leitete uns in eine Straße, die wir zuvor noch nie gefahren waren, obwohl wir schon etliche Male in Lech waren. Etwas uneben und eng führte uns der Weg auf einer nicht geräumten Straße Richtung Zug. Dort angekommen begann die Suche nach einem Parkplatz. Umgeben von den größten und schicksten SUV´s ergatterten wir den einzigen Platz weit und breit, nicht genau wissend, ob es ein Hotelparkplatz war.
Inhalt
Die Verwandlung zum Michellin-Männchen
Als sich das Kind unter Protest in seinem Schneeoverall in ein Michelin-Männchen verwandelte, wünschte ich mir wärmeres Wetter herbei. Einem Kleinkind eine Jacke oder gar einen Overall anzuziehen, macht nicht wirklich Spaß. Und Mütze und Handschuhe werden als Höchststrafe angesehen. Als es dann in die Kraxe ging, protestierte er noch lauter. Sobald wir dann unsere Tour starteten, der Kleine in der Kraxe schaukelte und sich alles genau anschauen konnte, war er bereits wieder gut gelaunt und strahlte über alle Backen.
Nachdem wir ein kurzes Stück an der Straße entlang gegangen waren, bogen wir recht schnell links ab. Auf einer Loipe direkt nebenan lernten zwei Frauen zusammen mit ihrer Lehrerin das Skating. Max und Maja schauten etwas irritiert drein, hatten sie Wintersportler ja noch nie gesehen. Mein Hirn malte sich mal wieder ein Worst-Case-Szenario aus und ich stellt mir vor, wie die zwei in die Skating-Schüler rennen. Die Leinen blieben erst einmal am Hund, bis wir ein Stück weiter gelaufen waren. Der Winterwanderweg neben der Loipe war von einer Pistenraupe gespurt und pinke Schilder mit gezeichneten Fußspuren wiesen uns den Weg.
Immer den pinken Leitpfosten rechts und links des Weges entlang und vorbei an einer schneebedeckten Hütte, kam sogleich ein Winterfeeling auf. Und auch etwas Erfurcht. Erfurcht vor den Schneemassen und den Naturgewalten, die sich hier verbargen. Erst vor zwei Wochen gab es hier in Lech ein Lawinenunglück, bei dem drei Skifahrer aus Biberach abseits der Piste ihr Leben ließen.
Per Schlittenexpress auf dem Winterwanderweg
Für diese kleine Wanderung hatten wir neben der Kraxe auch unseren Schlitten mitgenommen. Für den ersten Abschnitt der Wanderung wurde der Kleine in den Schlitten gesetzt und quietschte vergnügt. Zunächst ging es auf gerader Ebene und ohne Steigung hindurch zwischen imponierenden Bergen. Am Ende des Weges gabelte sich dieser links zur Loipe und rechts weiter den Wanderweg entlang. Hier ging es ein kurzes Stück bergauf und so war Teamarbeit gefragt. Mein Mann zog und ich schob von hinten den Schlitten. Die Hunde konnten bis hierhin frei laufen, jedoch kamen wir am oberen Ende der Steigung an eine Straßenüberquerung. Ein kurzes Stück ging es durch das Dorf Zug, um dann wieder auf einem frisch gespurten Wanderweg zu laufen.

Noch immer im Schlitten begann unser Sohn so langsam, seinen Unmut kund zu tun. Erst wollte er aus dem Schlitten flüchten, um dann lautstark zu protestieren. Wir versuchten so gut es ging, die Winterwanderung und die Atmosphäre zu genießen und den Kleinen abzulenken. Wie bei jedem Menschen gibt es Tage, an denen die lieben Kleinen nicht ganz so gut drauf sind. Als Eltern macht man sich seine Gedanken und Sorgen und versucht, es sich mit Zahnen oder einem Entwicklungssprung zu erklären. Wir machen da keine Ausnahme. Ein Check des Nackens, der Ohren und der Hände bescheinigte uns, dass hier alles in Ordnung und warm war.
Winterwanderweg mit kleinen Tücken
An einer Kreuzung bogen wir rechts ab. Hier war der Weg leider nicht mehr gespurt und es lag Neuschnee der letzten Nacht ein paar Zentimeter hoch. Wir entschieden uns, den Lütten wieder in die Kraxe zu nehmen. Das passte ihm aber auch nicht so recht. Solange wir liefen und die Kraxe schaukelte, war es okay für ihn, aber wehe wir hielten für Fotos an. Er schlug jedes Mal sofort Alarm, sodass wir freiwillig weiter liefen.
Auf diesem Abschnitt des Weges war es wichtig, sich für eine Seite der Spur zu entscheiden und nicht in der Mitte zu laufen. Ich wollte einmal um meinen Mann herum zur Kraxe gehen und versank bis zum Knie im Tiefschnee, Mitten am Weg. Den Hunden war das ziemlich egal, ihr Gewicht wurde gut auf dem ganzen Weg gehalten.
Wie unsere Wanderung zur Mikrowanderung wurde
Am Wegesrand stehen auf diesem Abschnitt einige Parkbänke bereit, um den Ausblick auf sich wirken lassen zu können. Getrieben vom Stehenbleib-Gebrüll des Kurzen, war eine kleine Rast allerdings nichts für uns. An einer Stelle der Wanderung muss die Skipiste überquert werden, die neben dem Wanderweg führt. Diese Stelle ist aber gut übersichtlich und eine Überquerung stellt kein Problem dar.
Man ahnt es, die Stimmung des Kleinen sank ins Unermessliche. Und mit seiner auch teilweise unsere. Wir entschieden uns, die Winterwanderung an der nächst möglichen Stelle abzukürzen. Auch im Hinblick auf die Gesundheit der Ohren meines Mannes, schrie unser Sohn ihm doch mittlerweile recht laut in sein linkes Ohr. Ein Team ist bekanntlich immer nur so stark wie sein schwächstes Glied. Und unser schwächstes Glied hatte heute so gar keine Lust auf Wandern.
Schon recht bald kamen wir an eine Gabelung. Geradeaus wäre es den Panoramaweg entlang gegangen, was sich wunderbar verlockend anhörte. Für uns aber ging es nach rechts hinunter zurück ins Dorf. Dadurch dass es hier etwas steiler bergab ging, machte sich der Schlitten, den ich die ganze Zeit hinter mir herzog, selbstständig. Wie ein Geschoss kam er hinter mir an und machte Stopp an meiner rechten Wade. Heute, drei Tage später, ziert ein handflächengroßer blau/grüner Fleck mein Bein. Hin und wieder macht es sich eben bemerkbar, dass ich ein Stadtkind war und nicht oft zum Schlittenfahren gekommen bin.
Zwischen noblen Hotels hindurch, kamen wir schließlich wieder am Auto an. Und unser Sohn? Der bekam ausnahmsweise einen Keks im Autositz so lange wir noch nicht losgefahren waren und freute sich bereits wieder. Nur kurze Zeit später schlief er dann selig im Kindersitz ein.
Und wir? Wir hoffen auf bessere Stimmung nach dem Zahnen und dem Entwicklungssprung beim Kind und auf eine Wiederholung dieser wunderschönen Winterwanderung. Mit etwas mehr Kilometern beim nächsten Mal. Vielleicht ja auf dem Panoramaweg, um zu schauen, ob er hält, was sein Name verspricht.

Fazit
Wanderung mit Winterfeeling – die gibt es hier definitiv. Zwischen Langlaufloipe und Skipiste erstreckt sich ein Winterwanderweg, der über Schneemassen und anmutig schneebedeckte Tannen staunen lässt. Nur kleine Steigungen machen den Weg abwechslungsreich, einige Parkbänke stehen zur Verfügung. Eine Winterwanderung für die ganze Familie. Auf gutes, warmes Schuhwerk mit ausreichend Profil muss geachtet werden, denn es wird im Schnee gewandert. Im Schnee wandern heißt auch, es ist um einiges anstrengender als auf Kies oder Asphalt. Vor der Wanderung unbedingt die Wetterverhältnisse und Temperaturen checken.
ZDF (Zahlen, Daten, Fakten)
- Entfernung: ca. 3 Kilometer
- Dauer: ca. 1 Stunde
- Höhenprofil: 91 m Höhendifferenz auf 1.488 m bis 1.579 m
- Anspruch: Leicht
- Geeignet für: Schlitten, Kraxe, Trage
- Parkplätze: kostenlose Parkplätze vorhanden, aber begehrt
- Wegbeschaffenheit: Weg ist gut ersichtlich und durch Schilder und Leitpfosten markiert, stellenweise gut gespurt
- Frequenz: Gering
- Einkehrmöglichkeiten: Einige Hotels im Skigebiet
- Trinkmöglichkeiten: Abgesehen vom Schnee, keine vorhanden
- Robidog: im Ort und auch auf dem Winterwanderweg vorhanden
Strecke (mich kann man herunterladen 🙂 )
Weiterführende Links
